Die Schlappe vom Sonntag - minus sechs Prozent bei der Grazer Wahl - ist noch nicht verdaut, da naht schon der nächste Dämpfer: Kaum ein Sozialdemokrat rechnet bei der niederösterreichischen Landtagswahl am 9. März mit einem Erfolg. Wiederholt sich die Geschichte unter umgekehrten Vorzeichen? Kassieren nun die Roten wie einst Schwarz-Blau in den Ländern die Rechnung für unpopuläre Regierungspolitik?

Das Debakel in Graz, wo die SPÖ bis 2003 regiert hat, war in erster Linie hausgemacht. Wie viele "starke Männer" in der Politik hatte der langjährige Bürgermeister Alfred Stingl keinen Nachfolger aufgebaut. Nach seinem Abgang übten sich die Roten in Diadochenkämpfen. Einigen konnten sie sich nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, den chancenlosen Walter Ferk.

Ähnlich in Niederösterreich: Mit Heidemaria Onodi steht eine typische und damit schwache Kompromisskandidatin an der Front. Ein Schicksal, das Gusenbauer nicht fremd ist. Auch er kam als Notlösung an die Parteispitze - und schaffte es doch ins Kanzleramt. Aber weil sich "vom Sandkastenbengel zum Kanzler"-Märchen nicht alle Tag wiederholen, muss sich der SPÖ-Chef vorwerfen lassen, in den Sorgenländern zu wenig eingegriffen zu haben, gerade in seiner Heimat Niederösterreich. Onodi tritt ohne große Erfolgsaussichten zu ihrer zweiten Wahl an, und noch immer drängen sich keine Nachwuchskräfte auf.

Das ist auch ein Versäumnis Gusenbauers, der sich in den Ländern nur spärliche Autorität erarbeitet hat. Angesichts der notorisch zerstrittenen Genossen in Kärnten gestand er offen seine Ohnmacht ein. Und die erfolgreichen Landeshauptleute Gabi Burgstaller und Franz Voves haben sich eher auf Kosten ihres Parteichefs profiliert statt mit seiner Hilfe. Gusenbauer hat die missliche Lage der SPÖ in Niederösterreich und Graz nicht verursacht. Aber zu wenig getan, um sie zu verbessern. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2008)