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Foto: Reuters/Neubauer
"Wenn wir diesmal nicht hineinkommen, dann nie", meinte die Grüne Gemeinderätin Lisa Rücker in ihrem ersten Wahlkampf als Spitzenkandidatin in der Stadt, wo sich ihre Partei 1982 bundesweit erstmals versammelte. Die 42-jährige diplomierte Sozialarbeiterin und Mutter zweier Töchter im Teenager- alter zog 2003 in den Gemeinderat und verschaffte sich als harte Verhandlerin und nüchtern-sachliche Vorsitzende des Kontrollausschusses schnell den Respekt der anderen Fraktionen.

In feministischen Kreisen war Rücker schon länger ein Begriff: 1999 eröffnete sie das Stadtteilcafé Palaver, das von langzeitarbeitslosen Frauen betrieben wurde und mitten im multikulturellen Bezirk Gries neben dem Cafébetrieb auch Computer und Räume für Seminare anbietet. Einer breiten Masse war sie aber laut Umfragen selbst noch vor zwei Monaten nicht bekannt.

Doch in einem anfangs über lange Strecken schwierigen Wahlkampf, in dem die Grünen auf ihre Kernthemen Verkehr, Umwelt, Integration und (Jugend-)Kultur setzten, gewann Rücker langsam auch öffentlich Profil. Nicht die Tatsache, dass sie sich vor einigen Monaten als lesbisch outete, um "geschützt durch diesen Wahlkampf zu gehen", sondern ihr souveränes Auftreten in zahlreichen Podiumsdiskussionen verschafften ihr noch rechtzeitig die nötige Aufmerksamkeit.

Auf das Werben des ÖVP-Kontrahenten, Siegfried Nagl, der von einer schwarz-grünen Liaison träumte, reagierte sie resistent. Selbst dann noch, als auch der eigene Bundesparteichef, Alexander Van der Bellen, diese Variante als "sympathisch" bezeichnete.

Sie werde bei ihren Grundsätzen bleiben, richtete sie dem Stadtchef aus, da müsse schon er sich "ganz weit vorwärts" bewegen. Auch am Tag nach der Wahl, mit der die Grünen mit einem Ergebnis von knapp 14,5 Prozent ihren Mandatsstand auf acht verdoppeln konnten, bleibt Hobby-Kletterin und -Bergsteigerin Rücker skeptisch. Man werde mit allen reden, aber "ich träume noch nicht von ihm", sagt sie als Replik auf Nagls scherzhaftes Geständnis, er würde ihren Vornamen im Schlaf flüstern.

Dabei fürchtet sich Rücker, die als ältestes von fünf Kindern in Salzburg geboren wurde, nicht grundsätzlich vor VP-Männern: Ihr Vater, Fritz Rücker, war VP-Sozialstadtrat in Salzburg. Auch er hatte eine klare Haltung: Im Zuge der Waldheim-Affäre verließ er 1986 die Partei. Als seine Tochter am Sonntagabend den ersten Grünen Stadtsenatssitz in Graz feierte, den sie für das Ressort Umwelt in der Feinstaubhochburg einnehmen will, war der Vater dabei.

Lisa Rücker ist die Rührung noch am Montag anzuhören: "Es war so schön. Auch zwei meiner Geschwister waren da, meine Töchter und meine Freundin." (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2008)