Die neuen EU-Klimapläne haben neuerlich heftige Abwehrreaktionen der Industrie zur Folge. Ein Unternehmer werde seine Investitionen doch nicht in einem Land tätigen, das zu den saubersten zählt. Und insgesamt würde eine Reduktion der Treibhausgase um 43 Prozent drei autofreie Tage, eine Million weniger PKW und insgesamt 70.000 bis 100.000 Beschäftigte weniger bedeuten, verweist die Industriellenvereinigung auf eine nur scheinbar bedrohliche Zukunft.

Die Vorgaben der EU- mögen sie auch weniger ambitioniert sein als die Kyotoziele - verlangen von der Industrie tatsächlich milliardenschwere Investitionen in saubere Technik. Und die muss irgendjemand erfinden, herstellen und verkaufen. Wo bleibt also das Vertrauen der Industrie in die eigene Innovationskraft? Forschung und Entwicklung, wird tagein tagaus gepredigt, sei das A&O des Wirtschaftswachstums. In Sachen Klimaschutz werden den Unternehmern ja vermutlich die Ideen nicht plötzlich ausgehen – soweit darf man auf die heimische Wirtschaft sicher vertrauen. So gesehen werden Arbeitnehmer und –geber so mancher Branchen vom „Schreckgespenst“ Klimaschutz langfristig profitieren.

Ohnedies verschweigt die Industrie, dass es durch den Klimawandel weltweit nur Verlierer geben wird, auch in ökonomischer Hinsicht, wie eine Studie von US-Wissenschaftlern jüngst warnte. Untersucht haben die Forscher nicht einfach die physikalischen Auswirkungen wie steigende Meeresspiegel oder häufigere Dürren, sondern die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft der Länder.

Die Auswirkungen steigender Temperaturen treffen die Länder der Welt sehr unterschiedlich. Teuer sind sie auf jeden Fall. Sogar glimpflich davon kommende Volkswirtschaften wie Deutschland – und in dieser Kategorie kann Österreich sich ebenfalls einordnen - kosten die Schäden bis zum Jahr 2050 insgesamt knapp 800 Milliarden Euro: Durch direkte Klimaschäden wie häufigere Wetterextreme, durch steigende Energiepreise, die vor allem die privaten Haushalte belasten (weil zukünftig angesichts häufiger zu erwartender Dürresommer zum Beispiel Kraftwerke abgeschaltet oder gedrosselt werden, weil es nicht mehr genug Kühlwasser gibt und kurzfristig teure Energie aus anderen Quellen nachgekauft werden muss), oder durch kostspielige Hochwasserschutzmaßnahmen. So gesehen gilt auch hier die Volksweisheit: Wer billig kauft, kauft teuer. Und so gesehen ist Klimaschutz nur recht und billig.