Wien - Am österreichische Wohnungsmarkt wird auch heuer wieder zu wenig gebaut werden. Dem österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen (gbv) zufolge werden heuer voraussichtlich 46.000 bis 47.000 neue Wohnungen auf den Markt kommen, nach rund 45.000 im vergangen Jahr. Benötigt würden aber etwa 53.000 Neubauwohnungen, sagte Obmann Karl Wurm am Mittwoch in einer Pressekonferenz. In einigen Bundesländern, etwa in der Steiermark, sei derzeit völlig unklar, wie dort in fünf Jahren der Wohnbau finanziert werden solle.

Der Verband geht davon aus, dass sich die Knappheit bei Neuvermietungen und Neubau auch in höheren Mieten niederschlagen wird. Zusätzlich würden auch kräftig gestiegene Grundstückspreise, höhere Baukosten und höhere Kreditzinsen für die Wohnbaufinanzierung wohnen verteuern, so Wurm. Derzeit liegt der Quadratmeter-Preis im gemeinnützigen Bereich inklusive Betriebskosten bei 6,30 bis 7,30 Euro, im privaten Bereich bei 11 bis 12 Euro.

Weil es immer weniger Bauunternehmen gibt, die ökologischen, architektonischen aber auch brandschutztechnischen Anforderungen immer größer würden und weil auch im Infrastrukturbereich derzeit besonders viel gebaut werde, seien die Baukosten für einen Wohnbauträger in Wien in den vergangenen drei Jahren um fast 20 Prozent gestiegen. Die Grundstückspreise im städtischen Bereich seien vor drei Jahren noch bei 200 bis 220 Euro pro Quadratmeter gelegen und bewegten sich mittlerweile bei 300 Euro und darüber. Und es gebe zwar anders als in den USA bei den Gemeinnützigen nicht zuletzt dank der Wohnbaubanken keine Finanzierungskrisen oder Liquiditätsengpässe. Die Zinsen für Finanzierungskredite seien aber ebenfalls spürbar gestiegen.

"Keine Frage, dass sich die Kosten weit über der Inflation erhöht haben", sagte Wurm. Er geht davon aus, dass der Trend anhalten wird - auch wenn er in Österreich keine Überhitzung des Immobilienmarktes wie in den USA erwartet.

16.000 Wohnungen

Die gemeinnützigen Wohnbauträger alleine wollen nach 13.000 im Vorjahr heuer 16.000 Neubauwohnungen fertig stellen. Außerdem soll auch mehr Geld in die Sanierung von Bestandswohnungen fließen. "Wir werden heuer stark die thermische Sanierung forcieren. Das ist unser Beitrag zur Konjunktur", sagte Wurm. Ziel sei es, die Sanierungsrate im Bestand von 3 bis 4 Prozent heuer weiter auf 7 Prozent zu erhöhen. Kommen soll das Geld zum Teil aus den oft als Hortung von Kapital kritisierten Erhaltungs- und Verbesserungsbeiträgen. Die Sanierung sieht er als entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Daher sollten solche Reservetöpfe, auch für Eigentumswohnungen geprüft werden, empfiehlt der gbv-Obmann. Weil Eigentumswohnungen immer öfter vielmehr als Pensionsvorsorge als zum Wohnen dienten, würde dort sonst kaum saniert werden.

Dass die Regierung zuletzt stattdessen alleinig in der Wohnbauförderung ökologische Steuerungsziele festgesetzt hat, stößt bei den Gemeinnützigen auf heftige Kritik. Im Rahmen des Finanzausgleichs hat der Bund den Ländern die Aufhebung der Zweckbindung für die 1,78 Mrd. Euro übertragenen "Zweckzuschüsse" für die Wohnbauförderung in Aussicht gestellt, wenn sich die Länder bis dahin dazu verpflichten, die Sanierungsrate zunächst auf 3 Prozent und ab 2012 auf 5 Prozent anzuheben bzw. bis 2015 zu 50 Prozent Niedrighäuser und danach ausschließlich Passivhäuser zu fördern.

Wurm befürchtet, dass die Bundesländer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Mittel zur Budgetabdeckung statt für die Wohnbauförderung verwenden werden - auch wenn das beim Wähler nicht gut ankommen sollte. "Es ist auch recht unvernünftig, Wohnbaudarlehen zu verkaufen. Aber wenn die Ländern Geld brauchen, machen sie es", warnte der Verbandsobmann. Nach seiner Schätzung wären dafür 200 Mio. Euro zusätzlich notwendig. Wien etwa sei der Ansicht, dass nicht nur Passivhäuser alleine sondern auch etwa 10 Prozent günstigere, aber kaum weniger effiziente Niedrigenergiehäuser zum Ziel führen würden.

Komme die Regelung wie geplant, warnt Wurm, würde sich dadurch die Schieflage zwischen Angebot und Nachfrage am Wohnungsmarkt noch weiter vergrößern. Das hätte dann auch negative Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft, weil weniger gebaut und mehr über den Kapitalmarkt finanziert werde, aber auch auf sozial negative Folgen etwa im Bereich der Integration von Ausländern, wo die Wohnbauförderung eine wichtige Rolle spiele. "Integration wird man nicht mit Passivhäusern lösen können", so Wurm. (APA)