Akrami kommt aus Afghanistan und ist eigentlich studierter technischer Chemiker. In der Anton Baumgartnerstraße 129 betreut er seit Eröffnung des "globalen Hofs" im Frühjahr 2000 die 141 Wohnungen und fungiert nach eigenen Angaben als Haustechniker, Beichtvater, Mediator und Sheriff. Ziel ist ein Anteil von 50 Prozent ÖsterreicherInnen und 50 Prozent MigrantInnen, der im Moment fast erreicht ist.
"Ghettobildung vermeiden"
Walter Weiland von Sozialbau AG, größter privater Hausverwalter in Österreich, erklärt, warum der Baugrund vis a vis des Wohnparks Alt Erlaa, in dem rund 10.000 Menschen leben, gewählt wurde: "Wir haben den Platz bewusst ausgesucht, da der 23. Bezirk den niedrigsten Anteil an AusländerInnen hat. Wir wollten eine Durchmischung erreichen und die so genannte 'Ghettobildung' vermeiden. Wenn die Leute nur unter sich sind, passiert keine Integration."
Zweifel der NachbarInnen ausgeräumt
"Zunächst war Angst und Skepsis gegenüber des Projekts da, aber wenn man Menschen eine Chance gibt, sieht man, dass es funktioniert", sagt Akrami. Bislang habe es weder große Probleme mit Schulen, noch mit der Polizei oder Nachbarn gegeben. "Rund fünf Prozent der Bewohner haben bis jetzt Ärger gemacht. Einmal hatten wir ein Problem mit einem Kampfhundbesitzer, manchmal gibt es Beschwerden über Lärm. Aber ich denke, das ist in jedem Wohnhaus so. Meistens sind sie bald wieder ausgezogen", berichtet Akrami. Wichtig sei, sofort über die Probleme zu reden. "Ich bin 24 Stunden telefonisch erreichbar", sagt Akrami.
Alltag im "globalen Hof"
Das Wohnhaus ist architektonisch so angelegt, dass es die Kommunikation erleichtert - inter-ethnische Nachbarschaft ist hier kein theoretisches Konzept, sondern Alltag. Die Dachwohnungen haben kleine Gärten, die eine Schrebergarten-Atmosphäre verbreiten. Herzstück ist die dicht frequentierte Waschküche. Zwei Frauen sind gerade dabei, ihre Wäsche in große Trommeln zu geben, sie grüßen Akrami und wechseln ein paar Worte. Hier scheinen sich alle zu kennen. Akrami ist der Meinung, dass die Waschküche prinzipiell eher unterschätzt wird, handle es sich doch um den Ort, wo alle Menschen zusammenkommen.
Durch große Glasfenster, die auf den begrünten Innenhof mit Spielplatz gerichtet sind, können die Eltern ihre Kinder beobachten, während sie ihre Hausarbeit erledigen. Zusätzlich gibt es einen überdachten Spielplatz, der ebenso von der Waschküche aus eingesehen werden kann. Der Spielplatz besitzt einen kleinen, künstlichen Wasserlauf, der mit Solarenergie läuft.
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