Wien – "Wir werden das Rad nicht neu erfinden", ist sich Josef Halbmayr, Vorstand der ÖBB-Personenverkehr AG sicher. Dafür werden aber für die EURO 2008 alle längst erfundenen Räder zum Einsatz kommen, die man bei den Bundesbahnen auftreiben kann: "Wir setzten unser gesamtes Material ein – Revisionen, Überholungen und laufende Instandsetzungsarbeiten werden vorgezogen", kündigt Halbmayr an. Außerdem werden noch 65 weitere Fahrzeuge von der Deutschen Bahn angemietet.

2000 zusätzliche Zugfahrten

Das Ziel: Vor und während der Fußball-Europameisterschaft im Juni wollen die ÖBB insgesamt 2000 zusätzliche Zugfahrten im Regional- und Fernverkehr anbieten – das sind in etwa 2,4 Millionen zusätzliche Sitzplätze. Und dazu kommen noch einmal 22.000 extra Postbus-Fahrten. Der endgültige EURO-Fahrplan soll bis zum März erstellt werden – samt einer Liste mit jenen Zügen, die vermutlich besonders "ausgelastet" sein werden.

60 Prozent der Besucher sollen mit Öffis transportiert werden

Wofür sich die ÖBB rüsten: "Bei 620.000 in Österreich verkauften Tickets rechnen wir anhand internationaler Erfahrungen mit einem Faktor 1:4 an Begleitpersonen", erläutert Halbmayr. Jene Besucherströme also, die dann vor allem zum "Public Viewing", also zu den öffentlichen Fußball-Fanmeilen mit Live-Übertragungen strömen. Und 50 bis 60 Prozent der Besucher sollen möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden. Die Bereitstellung der entsprechenden Transportkapazitäten ist dabei die eine Sache – die Frage der Sicherheit allerdings die unweigerlich zweite. Und da ist Halbmayr wieder beim Rad-nicht-neu-Erfinden: Man stehe in intensivem Kontakt mit dem Innenministerium und baue auf dessen einschlägige Erfahrungen.

"Meldeformulare"

Das System: Die ausländischen Zugbegleiter bekommen bereits entsprechende "Meldeformulare". "Wenn sie das Gefühl haben, im Zug kippt die Stimmung, können sie – auch bei einem Funkloch – das Formular abschicken, sodass bereits am nächsten Bahnsteig die Exekutive zusteigen kann", erläutert Halbmayr. Die entsprechenden Entscheidungen wird ein Vertreter des Innenministeriums treffen, der in der Einsatzzentrale der ÖBB sitzen wird. Weiters wird es die Möglichkeit geben, ganze Züge auf einen anderen Bahnhof umzuleiten – um etwaige rivalisierende Fangruppen möglichst fern voneinander zu halten.

Überfüllte Züge

Nur: Was passiert, wenn während der EURO ein überfüllter Zug zur Grenze kommt? Ob man da auch – wie kürzlich in Hegyeshalom/Nickelsdorf – die Fans bitten wird, auszusteigen und auf den nächsten Zug zu warten?

Halbmayr: "Wir gehen davon aus, dass die Fangruppen vor allem in Ganz-Zügen kommen werden." Sprich: Eine Ladung Fans in die Waggons – Türen zu – und ab zum Zielbahnhof in Stadionnähe. Wobei die Exekutive nur im Notfall eingreifen wird. Eine Überwachung im eigentlichen Sinn wird es nur in Nahverkehrszügen geben. (red/ DER STANDARD Printausgabe 24.1.2008)