Veröffentlichen nach Salamitaktik: Aus einem Projekt ganz viele Einzelartikel machen.

Foto: Matthias Cremer

London - Publish or perish - das Grundgesetz des wissenschaftlichen Überlebens ist hart. Im Zeitalter von Copy and Paste und wachsender Konkurrenz, so die Vermutung, kommt es zum Ansteigen nicht ganz ehrenwerter Publikationspraktiken.

Die beliebteste, da nicht wirklich geächtete Strategie zur Erhöhung des eigenen Outputs ist die "Salamitaktik": Man mache aus einem Forschungsprojekt möglichst viele Artikel. Dabei kann es schon passieren, dass etwas ganz Ähnliches mehrfach publiziert wird. Wirklich verpönt ist eigentlich nur das Plagiieren anderer Texte, also das Abschreiben ohne zu zitieren.

Wie verbreitet diese Praktiken sind, ist unklar. Bei einer anonymen Umfrage unter 3247 US-Biomedizinern gestanden immerhin 4,7 Prozent, dass sie die gleichen Ergebnisse mehrmals publiziert hätten. Und 1,4 Prozent gaben sogar Plagiarismus zu.

Dem freilich widersprachen bisher die bisher gefundenen Plagiate - weniger als 1000 bei 17 Millionen Publikationen in der wichtigsten medizinischen Datenbank "Medline".

Nun haben zwei US-Forscher mit der Software eTBLAST nachkontrolliert. Sie verglichen immerhin sieben Millionen Abstracts und kamen, wie sie in der Zeitschrift "Bioinformatics" und nun auch in "Nature" (Bd. 451, S. 397) berichten, auf rund 50.000 Duplikate. Die sind unter spore.swmed.edu/dejavu einsehbar - einer Datenbank, wo (schlechtes) Publizieren zum (Ruf-)Verlieren wird.

Als nicht weiter dramatisch bewertet der Linzer Wissenschaftsforscher Gerhard Fröhlich die neuen Daten. Wirklich schlimm sei die Informationsvorenthaltung: "Bis zu ein Drittel der Studien erscheint nicht, weil ihre Veröffentlichung nicht im Interesse der Pharmaindustrie ist." (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24. 1. 2008)