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Grafik: Archiv
"30 Prozent aller Abfragen auf herkömmlichen Suchmaschinen betreffen Personennamen. Wenn wir ein paar Prozent davon gewinnen können, können wir hochprofitabel werden", blickt Stefan Kalteis optimistisch in die Zukunft. Kalteis ist Geschäftsführer einer neuen Internet-Suchmaschine, die sich - folgerichtig - auf öffentlich verfügbare Informationen zu Personen konzentriert, die sich im Netz der Netze finden lassen. Gestartet wird heute.

123people.com nennt sich die Personensuchmaschine der "nächsten Generation", deren Erfinder und Entwickler aus Österreich kommen. Die "Startup-Factory" i5invest von Markus Wagner unterstützt mit Kapital und Know-how das in einem alten Kino in Wien-Penzing untergebrachte Start-up. Von der Alpenrepublik aus, so der Plan, soll die alternative Personensuchmaschine in den kommenden Monaten in ganz Europa suchende und zu findende Menschen zusammenbringen. Vergleichbares, so Kalteis, gebe es bis dato lediglich in den USA mit der Website Spock.com

Daten

"Die Personendaten, die bereits heute im Internet frei verfügbar sind, sind unüberschaubar. Ein möglicher Treffer muss erst aus einem Wust von nicht relevanten Suchergebnissen gefiltert werden", erläutert Wagner das Szenario, von dem die Entwicklung ausging. Das Suchergebnis von 123people.com verfolge hingegen eine strukturierte Darstellung. Auf der Website werden sämtliche zu einer Person im Internet verfügbaren Bilder, Videos, Profile aus sozialen Plattformen (wie etwa Xing, Facebook, StudiVZ, Twitter), Treffer aus aus klassischen Suchmaschinen sowie E-Mail-Adressen, Postadressen und Telefonnummern angezeigt. Die gefundenen Daten werden dabei in mehreren Bereichen aufgelistet. In "Found on the Web" sind etwa jene Informationen zusammengefasst, die nicht eindeutig einer bestimmten Person zuordenbar sind. In einem anderen Bereich finden sich die, sofern vorhanden, aus Social Networks stammenden Profile der gesuchten Person.

Profil

Da viele Menschen aus Eitelkeit oder Neugier nach sich selbst suchen, kann ein Nutzer gefundene Informationen in einem persönlichen Profil ablegen. "Damit erhält er auch Kontrollmöglichkeiten und kann mitbestimmen, welche Informationen er auf 123people.com veröffentlichen möchte beziehungsweise inwieweit diese von anderen Usern veränderbar sein sollen", erläutert Kalteis. Auf diese Weise könne jeder Nutzer so eine jederzeit von ihm selbst editierbare Visitenkarte im Netz von sich erstellen.

Stichwort

Jedem Profil können auch vom "Besitzer", von anderen Usern oder von 123people automatisch generierte Attribute ("Tags") zugeordnet, die die Person präziser charakterisieren sollen (im Ball unseres abgebildeten Beispiels von Bundeskanzler Gusenbauer sind das derzeit unter anderem Wien und Wein). "Wir setzen hier auf die 'Weisheit des Netzes'", meint Kalteis. Je mehr Leute 123people nutzten, umso perfekter würden mit der Zeit die Informationen, quasi ein "selbstlernendes" System.

Werbnung

Großen Wert legen die Macher der neuen Personensuchmaschine darauf, dass anders als etwa bei Google, die Suchabfragen nicht gespeichert würden. Gleich tut man es dem Suchmaschinenprimus (und allen anderen Suchportalen) jedoch in Sachen Geschäftsmodell: Online-Werbung soll möglichst viel Geld in die Kassen von 123people bringen.

Investitionen

Innerhalb von neun Monaten haben Kalteis und Wagner mit einem Team ambitionierter Freunde, die auch in das Start-up investieren, die Plattform hochgezogen. Motivation sei dabei weniger Geld gewesen, sagt Kalteis, "wir möchten so unseren Fußabdruck im Web hinterlassen." (Karin Tzschentke / DER STANDARD Printausgabe, 25.01.2008)