Linz/Wien - Die oberösterreichische Energie AG (EAG), die Anfang Jänner ihren Börsegang absagen musste, will mit dem frischen Geld anderer Investoren in Osteuropa expandieren. Zum einen sollen über die Infrastruktur-/Entsorgungstochter Tochter AVE weitere osteuropäische Gemeinden als Kunden gewonnen werden. Andererseits wollen die Oberösterreicher auch Projekte mit erneuerbaren Energien durchziehen, sagte EAG-Generaldirektor Leo Windtner am Donnerstagabend vor Journalisten in Wien.

Wie bekannt wollen die oberösterreichischen Regierungspartner ÖVP und Grüne, dass sich das Land Oberösterreich auf eine 51-Prozent-Mehrheit zurückzieht; die restlichen Anteile sollen an die Tiroler Tiwag (8 Prozent), die Linz AG (bis zu rund 10 Prozent), die EAG-Mitarbeiter sowie diverse oberösterreichische Unternehmen (15 bis 20 Prozent) gehen. Zusätzlich soll die Tiwag mit 49,9 Prozent bei der Tochtergesellschaft Energie AG Service- und Beteiligungsverwaltung einsteigen, die wiederum 26 Prozent an der Salzburg AG hält. Dies wird vom Land Salzburg bekämpft.

Eine solche Lösung würde der Energie AG 80 bis 100 Mio. Euro mehr an frischem Kapital bringen als es der Börsegang getan hätte, sagte Windtner. "Wenn das Private Placement so kommt, wie derzeit geplant, braucht an den mittelfristigen Plänen der Energie AG nichts verändert werden", sagte Windnter. Für Energieprojekte im Inland und die Expansion im Ausland stünden dann 300 Mio. Euro an frischem Geld zur Verfügung.

"Entsorgung, Wasser und Wärme

Damit will die EAG einerseits bei "Entsorgung, Wasser und Wärme" in Osteuropa wachsen; andererseits "sehen wir Chancen bei den erneuerbaren Energien, etwa bei Windkraft in der Slowakei und Ungarn - aber auch mit Wasserkraftwerken in Rumänien, sagte Windtner. Letztere könnten durchaus die Dimensionen von bis zu 40 MW Leistung erreichen. Die Projekte können über Joint Implementation-Programme (JI) für die österreichischen Energieziele angerechnet werden.

Wachsen will die EAG aber auch mit der Entsorgungstochter AVE, der nach Eigenangaben größten Abfallfirma Österreichs. Die AVE macht derzeit mit insgesamt 3.600 Mitarbeitern einen konsolidierten Jahresumsatz von 265 Mio. Euro. 188 Millionen davon stammen von innerhalb Österreichs. Die AVE ist aber auch in sechs weiteren Ländern Mittel- und Osteuropas tätig, nämlich in Bayern, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, der Ukraine und Rumänien. Moldawien befindet sich gerade in Prüfung. AVE verfügt aktuell über eine Ebit-Marge von 10 Prozent, ihr Umsatz soll sich in den nächsten sieben Jahren verdoppeln, sagt Helmut Burger, Geschäftsführer der AVE.

Mit 1. Jänner 2008 hat sich das Unternehmen mit 75 Prozent am Technischen Dienst von Kolin beteiligt und wird in den nächsten 25 Jahren alle Entsorgungsdienstleistungen der tschechischen Auto-Stadt (Toyota/Peugeot) übernehmen. AVE-Töchter versorgen Kolin auch bereits mit Trinkwasser, leiten das Abwasser ab und sind Fernwärme-Dienstleister. (APA)