Paris - Der Milliarden-Zocker Jérôme Kerviel ist in Polizeigewahrsam genommen worden. Er werde von der französischen Finanzpolizei verhört, hieß es am Samstag aus Justizkreisen in Paris. Kerviel soll bei eigenmächtigen Finanzgeschäften einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro für die französische Großbank Société Générale verursacht haben. Die Polizei hatte am Freitag seine Wohnung im Pariser Nobel-Vorort Neuilly-Sur-Seine sowie den Pariser Hauptsitz der französischen Großbank durchsucht.

Die Société Générale hatte den Skandal am Donnerstag publik gemacht und am Freitag erklärt, er sei durch einen "isoliert agierenden Mitarbeiter" verursacht worden. Die Pariser Staatsanwaltschaft nahm Vorermittlungen wegen Verdachts auf Unterschriftenfälschung und Betrug auf.

"Griechische Tragödie"

Inzwischen kamen in den Medien weitere Einzelheiten über den Skandal zutage. Societe Generale-Vorsitzender Daniel Bouton verglich den Fall in einem Interview der Zeitung "Le Figaro" mit einer "griechischen Tragödie". So habe Kerviel verzweifelt versucht, seine Handlungen zu verschleiern und sich dabei immer tiefer hineingeritten.

Der Vorsitzende der Investmentbank-Sparte von Societe Generale, Jean-Pierre Mustier, sagte der "Financial Times", der Händler habe Hunderttausende verborgene Geschäfte abgewickelt und für diese Absicherungen vorgetäuscht, so dass Verluste dem Anschein nach ausgeglichen worden seien. Kerviel habe sich zudem erfolgreich an Kontrollen vorbeigemogelt. (APA/Reuters)