Paris - Im milliardenschweren Zocker-Skandal bei der französischen Großbank Societe Generale sehen die Anwälte des beschuldigten Finanzjongleurs kein Fehlverhalten ihres Mandanten. Jerome Kerviel habe "nichts Unredliches getan, nicht einen einzigen Cent eingesteckt und in keiner Weise vom Vermögen der Bank profitiert", sagten Elisabeth Meyer und Christian Charriere-Bournazel der Nachrichtenagentur AFP am Sonntagabend.

Unter dem Vorwand, die Aktionäre beruhigen zu wollen, habe Societe-Generale-Chef Daniel Bouton ihren Mandanten beschuldigt und ihn so "den Hunden zum Fraß vorgeworfen". Kerviels Anwälte verurteilten die "mediale Lynchjustiz" gegenüber ihrem Mandanten. So sei "entgegen aller Vernunft" behauptet worden, Kerviel sei auf der Flucht gewesen. Meyer und Charriere-Bournazel kritisierten, dass ein Foto ihres Mandanten veröffentlicht sowie sein Privatleben und das seiner Angehörigen "durchwühlt" worden seien.

Ablenkung

Nach Ansicht der Anwälte agierte die Großbank nach Entdecken von Kerviels riesigen Außenständen zu hektisch am Markt. Societe Generale habe deshalb die Verluste von fast fünf Milliarden Euro mit provoziert, sagten sie. Sie warfen der Großbank vor, mit der Aufdeckung des Skandals die Öffentlichkeit von viel höheren Verlusten der vergangenen Monate ablenken zu wollen, beispielsweise aus der US-Immobilienkrise.

In Polizeigewahrsam

Kerviel wird vorgeworfen, seiner Bank bei eigenmächtigen Finanzgeschäften einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro beschert zu haben. Er ist derzeit in Polizeigewahrsam und wird von der Finanzpolizei verhört. (APA)