Zwischendurch wird der Bürgerliche fürs Grobe, der frühere ORF-Moderator Hans Paul Strobl deftiger: von fehlender Spargesinnung beim Ausflug der ORF-Führung zum Hahnenkammrennen bis zu fehlenden Sparkonzept. Und Wrabetz habe die Räte "getäuscht", als er den ORF im Sommer 2007 "kerngesund" nannte und sie noch im Dezember "dumm sterben ließ" über Gebührenpläne.
Wrabetz' "überfallsartigen" Umgang mit der Gebührenerhöhung kritisiert selbst der versöhnliche Publikumsratschef, Georg Weißmann: "Das sollte nicht so laufen. Bitte kommunizieren Sie doch mit uns."
Geheime Abstimmung beantragt
Nicht kommunizieren wollten die roten Publikumsräte ihr Stimmverhalten zur Gebührenerhöhung. Sie beantragten geheime Abstimmung, verfehlten aber das Quorum. So konnten VP-Räte weiter direkt gewählte Publikumsräte und Arbeiterkämmerer geißeln, dass sie Teuerungen befürworten. Die konterten: Ihnen wäre lieber, die Regierung würde dem ORF Gebührenbefreiungen abgelten und Bund wie Länder belasteten die Gebhühren nicht mit Abgaben. Dank offener Abstimmung konnten VP-Räte nach der Abstimmung eine neue "Regenbogenkoalition" feiern – eine Anspielung auf jenen bunten Haufen, der Wrabetz gegen den Willen der ÖVP 2006 zum ORF-General machte. Gegen die Gebühren stimmten mit den Schwarzen auch Rote (Barbara Blaha, Hochschülerschaft), Blaue und Grüne.
Die Grüne Gegenstimme gab ihnen Hoffnung für Samstag, wenn der Stiftungsrat höhere Gebühren endgültig absegnet. Ohne Monika Langthaler, die Grüne Stiftungsrätin, hätte der Antrag dort keine Mehrheit. Doch Langthaler sagt dem STANDARD, sie bleibe bei ihrem Ja, siehe dazu: "Die sollen mich in Ruhe lassen".
"Mich macht gar nichts nervös"
ORF-Chef Wrabetz geht davon aus, dass die Mehrheit am Samstag hält: "Mich macht gar nichts nervös." Auch von einer weiteren VP-Forderung hält er nichts: Erst seine 90 Millionen Rücklagen (plus 200 Millionen Stiftungsrücklage) aufzulösen, bevor er Gebühren erhöht. Dafür seien Werbung und Finanzanlagen des ORF zu konjunkturabhängig. Das bedeute, "den ORF zum Skelett abzumagern. Eine Bulimie-Strategie hat sich auch im realen Leben nicht bewährt." 27 Millionen Minus 2008 (trotz Gebührenerhöhung) muss er ohnehin aus Rücklagen abdecken. 2008 gibt der ORF laut Finanzplan erstmals mehr als eine Milliarde Euro im Jahr aus. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 29.1.2008)