Salzburg - Zwei Auftraggeber, zwei Gutachten, zwei Ergebnisse: Die Präsentation des vom Land Salzburg beim Dresdener Energieconsultingunternehmen Kema in Auftrag gegebene Gutachten zur möglichen Verkabelung der 380-kV-Leitung durch Salzburg am Montag hat das vielfach erwartete Ergebnis gebracht. Eine zumindest teilweise Verlegung der Höchstspannungsleitung unter die Erde sei machbar und auch "Stand der Technik", so die deutschen Kema-Ingenieure. "Nicht beherrschbare technische und geologische Risiken" seien "nicht erkennbar", heißt es. Die Erdkabellösung würde im Vergleich zur Freileitungstrasse etwa das Dreifache kosten.

Ganz anders hingegen die bereits Mitte Jänner vorgestellte Expertise, welche von der Energieregulierungsbehörde E-Control beim Institut für Energieversorgung und Hochspannungstechnik der Universität Hannover in Auftrag gegeben wurde. Ein unterirdisches Kabel stoße an technologische Grenzen, es gebe keine Erfahrungen bezüglich Kosten und Lebensdauer. Reparaturen würden Wochen benötigen, die Stromverluste seien um bis zu 50 Prozent höher als bei Freileitungen. Die Kosten für ein Kabel schätzt das deutsche Universitätsinstitut auf mindestens das Sechsfache einer Freileitung; man würde letztlich auch die Endverbraucher belasten.

Widerstand der Gemeinden

Auslöser des Gutachten-Showdowns ist der massive Widerstand von Flachgauer-Gemeinden gegen den Freileitungsbau und den damit verbundenen Mastenwald. Dieser wird vor allem vom ressortzuständigen Landesrat Sepp Eisl (VP) unterstützt. Die geplante 380-kV-Leitung ist ein Lückenschluss im österreichischen Höchstspannungsnetz ähnlich der "Steiermark-Leitung". Gegen den positiven erstinstanzlichen Bescheid für das erste Teilstück der Leitung hat Salzburg beim Umweltsenat Einspruch erhoben. Die vorliegenden Gutachten beziehen sich auf den zweiten Teil von Berndorf (Flachgau) nach Kaprun (Pinzgau).

Erste Konsequenz des Salzburger Erdkabelgutachtens: Die Einschätzung der Dresdener Kema-Fachleute wird dem Umweltsenat als Argumentationshilfe für den laufenden Einspruch übermittelt. Die Verbundtochter Austrian Power Grid gab vorerst keinen Kommentar zur neuen Expertise ab. Man wolle die 600 Seiten erst einmal prüfen. (Thomas Neuhold/DER STANDARD-Printausgabe, 29.1.2008)