Klagenfurt/Linz - Den drei Festnahmen im Rotlichtmilieu sollen weitere folgen. In den organisierten Mädchenhandel dürften noch 15 Personen involviert sein, sagte am Donnerstag der Leiter der Klagenfurter Kriminalabteilung, Oberst Hermann Klammer. Genauere Angaben wollte er vorerst nicht machen, die Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Auch die „Einsatzgruppe zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität“ (EDOK) sei eingeschaltet. Wie berichtet, wurden Dienstag der 56-jährige Kärntner „Nachtklubkönig“ Helmut Süssenbacher und zwei Betreiber illegaler Bordelle - ein Braunauer (27) und ein Völkermarkter (39) - festgenommen. Süssenbacher erlitt dabei einen Schwächeanfall, liegt seitdem im Spital. Dem Trio wird vorgeworfen, junge Rumäninnen unter dem Vorwand, sie als Tänzerinnen zu beschäftigen, nach Österreich geholt zu haben. In Bordellen in Kärnten und Oberösterreich sollen sie zur Prostitution gezwungen worden sein. Rumänin hatte Anzeige erstattet Aufgeflogen ist die Affäre in Oberösterreich. Eine Rumänin, die als Prostituierte in einem Etablissement in Friedburg im Bezirk Braunau arbeiten musste, hatte Anzeige erstattet. Das Landesgericht Ried im Innkreis erließ daraufhin die drei Haftbefehle wegen des Verdachts auf Menschenhandel. Nach Auskunft des Gerichtes ist der Friedburger Bordellbesitzer wieder aus der Haft entlassen worden. Süssenbacher soll nach seiner Genesung in U-Haft genommen werden. Er habe aufgrund guter Kontakte zu den Behörden angeblich die notwendigen Aufenthaltsgenehmigungen für die Frauen besorgt. Der Nachtklubkönig zeige sich laut Krammer bisher „wenig kooperativ“. Sollte sich der Verdacht des Menschenhandels erhärten, drohen bis zu zehn Jahre Haft. Laut Alois Lißl von der Sicherheitsdirektion Oberösterreich ist es aber fraglich, ob es zu Verurteilungen kommen wird: „Zumindest einige der Frauen dürften gewusst haben, dass sie in Österreich der Prostitution nachgehen werden.“ Auf die Frage nach illegalen Bordellen in Oberösterreich kommt eine negative Antwort. „Bordelle sind legale Gewerbebetriebe, wo der Prostitution nachgegangen wird. Was es aber gibt, sind Nachtclubs oder Bars, wo auch andere Dienste angeboten werden.“ Diese Betriebe würden zwar regelmäßig überprüft, ein Nachweis der illegalen Prostitution sei aber sehr schwierig. Über die Gesamtzahl der Bordelle in Oberösterreich lagen Lißl keine Zahlen vor, in Linz gebe es vier Betriebe und sechs Privathäuser. Und die 25 Kärntner Bordellbesitzer halten 75 „Gastgewerbekonzessionen“. (horn/moe) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 01.09.2000)