Wien - Die Einkommensschere, also der Unterschied zwischen Frauen- und Männer-Einkommen, klafft immer weiter auseinander. Im Vorjahr lag das Brutto-Einkommen der Frauen im Schnitt 31,72 Prozent unter den Männerlöhnen. 1998 betrug die Differenz 31,64 Prozent, 1997 31,05 Prozent. Das geht aus der neuesten Einkommens-Statistik des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger hervor. Herangezogen für die Statistik wurden die Brutto-Monatseinkommen einschließlich der Sonderzahlungen. Nicht berücksichtigt sind Halbtags-, Teilzeit- und geringfügige Beschäftigungen. Eine Tatsache, die das Bild naturgemäß verzerrt, werden doch zunehmend Frauen mangels Vollzeitjobs und auch wegen Familienpflichten in die Teilzeit gedrängt. Es gibt immer noch nicht genug Kinderbetreuungsplätze und vor allem sind die Öffnungszeiten nach wie vor nicht praxisorientiert. Im Durchschnitt 9.500 Schilling weniger Sehr krasse Unterschiede, teilweise bis zu 60 Prozent, ergeben sich daher bei den absoluten Einkommenszahlen der Angestellten und ArbeiterInnen. Die weibliche Angestellte verdiente 1999 im Schnitt 22.206 Schilling (1998: 21.506), ihr Kollege aber 36.946 S (36.050). Die Arbeiterin kam auf 16.027 S (1998: 15.831), der Arbeiter erhielt 25.836 S (25.227). Bei den BeamtInnen ist es anders. Es gab - zumindest bisher - kaum Teilzeitarbeit, dafür aber viele Frauen in höheren und viele Männer in niedrigen Einkommenskategorien. Daher geht der Vergleich stets zu Gunsten der Frauen aus: Beamtinnen verdienten im Vorjahr 34.257 S (1998: 32.830), Beamte 31.024 S (29.760). Ursachen bereits beim Berufsstart zu suchen Die Ursache für die einkommensmäßige Benachteiligung der Frauen ist seit Jahren unverändert, der Grundstein wird bereits beim Berufsstart gelegt. 60 Prozent der Berufseinsteigerinnen konzentrieren sich seit Jahren auf zwei Jobgruppen: Verwaltungs- und Büropersonal und einfache Dienstleistungen. (Fast 60 Prozent der Mädchen, aber nur 23 Prozent der Burschen). Prammer fordert Maßnahmen SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer nahm die neue Einkommensstatistik am Donnerstag zum Anlass, gesetzliche Maßnahmen zur Frauenförderung zu urgieren. In einer Aussendung forderte sie "erzwingbare Betriebsverreinbarungen über Frauenförderung in der Privatwirtschaft" sowie den Ausbau der Gleichbehandlungsgesetze". Prammer regte auch ein neues "Elternzeit"-Modell an, das sich an der Arbeitslosenversicherung orientiert. Grundsätzlich notwendig sei ein Rückkehrrecht der Eltern von einem Teilzeitjob in die Vollzeit. Ideal wäre für Prammer ein "Elternzeit"-Modell, das auch für Männer attraktiv ist und Frauen nicht zu lange aus dem Arbeitsmarkt drängt. Prammer: Angleichung der Einkommen von Regierung nicht erwünscht "Die beiden Wirtschaftsparteien ÖVP und FPÖ haben alle Möglichkeiten, die Einstellung der Wirtschaft bezüglich der Fraueneinkommen zu ändern. Leider zeigen gegenteilige Regierungs-Maßnahmen, wie das Objektivierungsgesetz, dass eine Angleichung von Frauen und Männereinkommen gar nicht erwünscht ist", folgerte Prammer. Bei der Verbesserung der beruflichen Situation von Frauen in der Privatwirtschaft sei die Regierung aufgerufen, entsprechende gesetzliche Maßnahmen zur Frauenförderung einzuleiten. (APA)