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Eine Reisbäurin bei der Arbeit. Die Reisernte in Südasien wird unter dem Klimawandel leiden.

Foto: AP/Ed Wray
Washington - "Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, dass er Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat." Die oft zitierte Sentenz aus dem Matthäus-Evangelium, die im Übrigen auch in Sachen Reputation in der Wissenschaft zutrifft ("Matthäus-Effekt"), gilt auch bei den Folgen des Klimawandels.

Wie nämlich Forscher um David Lobell von der Universität Stanford in Kalifornien) in der neuen Ausgabe des US-Fachjournals Science (Bd. 319, S. 607) berichten, drohen den ärmsten Regionen der Welt in den nächsten 20 Jahren massive Ernteeinbußen durch die Klimaveränderungen.

Die Wissenschafter analysierten für ihre Prognosen bisherige 20 verschiedene Klimavorhersagen für das Jahr 2030 und nahmen dabei zwölf Regionen unter die Lupe, in denen beinahe 95 Prozent der unterernährten Weltbevölkerung leben.

Nach den Auswertungen bedrohen steigende Temperaturen und sinkende Niederschläge besonders die Maisernte im südlichen Afrika sowie die Ernten von Raps, Erdnüssen und Hirse in Südasien.

Drei Planzenklassen

Die Forscher unterschieden bei ihren Analysen drei Klassen von Pflanzen. Die erste umfasst Feldfrüchte mit durchwegs schlechter Prognose. Diese sind sehr temperaturempfindlich und werden durch die globale Erwärmung geschädigt, etwa Weizen und Mais im Süden Afrikas oder Reis in Südasien.

In die zweite Klasse fallen Gewächse, die besonders sensibel auf Niederschlagsveränderungen reagieren. Weil diese Vorhersagen stark schwanken, kommt es je nach Modell zu mehr oder weniger Erträgen. Dies gelte für die Erdnuss in Südasien und die Hirse im südlichen Afrika. Die dritte Klasse zeigt kaum Veränderungen, wie Weizen in Westasien oder Maniok (Wurzelknollen) in Westafrika.

Für die Menschen in den betroffenen Regionen sind die Vorhersagen doppelt dramatisch, schließen Molly Brown von der Nasa und Christopher Funk von der Universität von Kalifornien in Santa Barbara in einem begleitenden Kommentar (S. 580). Die Bevölkerung ist nämlich doppelt auf gute Ernten angewiesen: sowohl für die eigene Ernährung als auch für den Verkauf. In Hungerzeiten können die Betroffenen daher auch keine anderen Nahrungsmittel kaufen.

Viel wichtiger als die klimatischen und landwirtschaftlichen Bedingungen sei allerdings die technische Ausrüstung der Bauern, betonen Brown und Funk. Maschinen und Dünger könnten die erwarteten negativen Effekte in den betroffenen Regionen abfedern.

Außerdem wäre es wichtig, auch anderes Saatgut zu verwenden: Hirse etwa sei gegen Trockenheit und hohe Temperaturen deutlich toleranter als Mais. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. Februar 2008)