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Der Kalifornier Andy Finch ist einer der Stars der Szene. Man nennt ihn "Finch Airlines", und es gibt etwas, was er noch lieber macht als boarden, nämlich surfen.

Foto: APA/ Balzarini
Innsbruck - "Ich hätte nie gedacht, dass es nach 1999 ein Thema ist, den Contest nach Innsbruck zurückzuholen. Und eigentlich habe ich im Hinterkopf gehofft, dass es nicht passiert. Ich habe endlos viele Gespräche geführt, der Rückhalt ist ein Wahnsinn - die Sicherheitsvorkehrungen sind es auch." Andrew Hourmont, der Erfinder des Air & Style, wirkt angespannt. "Emotionen und Erinnerungen an das Jahr 1999 schiebe ich weg. Aber es ist klar, dass die Sicherheitsvorkehrungen höher sind als verlangt. Wir haben nur 12.000 Karten verkauft, Risiko für die Zuschauer gibt es keines." Damals, im Jahr der Katastrophe, drängten sich 40.000 Menschen um die Schanze.

Nach der Absage des Bergisel-Springens bei der heurigen Vierschanzentournee gilt der Contest auch als Sicherheits-Testlauf für die EURO 2008. 100 Volunteers und ein Drittel mehr Sicherheitspersonal als vorgeschrieben verwandeln das Stadion in eine Art Hochsicherheitstrakt. Schon am Eingang wird gefilzt. "Es gibt zwei Schleusen, eine für die vom Brenner Kommenden, eine Richtung Innsbruck. Dort werden die Zuschauer Alkohol, Dosen oder Regenschirme freiwillig abgeben, sonst gibt's kein Reinkommen", sagt Mitorganisator Gerhard Lanz.

Auf der Startrampe wird, trotz einiger verletzungsbedingter Absagen, wie etwa des dreifachen Air-&-Style-Siegers Stefan Gimpl oder der Boarder-Legende Terje Haakonsen, die Elite stehen. Mit dabei die drei Führenden der Swatch TTR World Snowboard Tour, der Finne Risto Mattila und die beiden US-Amerikaner Andy Finch und Kevin Pearce.

Derzeit walzt noch eine an einem Stahlseil hängende Pistenraupe den 38 Prozent steilen Anfahrtshang unter der Schanze platt. 1500 Kubikmeter Schnee sind vergangene Woche sicherheitshalber mit 150 Lkws vom Stubaier Gletscher in die Arena gefahren worden. Die Quarterpipe, mit zwölf Metern Höhe und 24 Metern Breite weltweit die mächtigste ihrer Art, ist wissenschaftlich vermessen. Ein Team der Uni Innsbruck hat zweimal täglich genau darauf geschaut, dass die Kurve der Schanze stimmt. "Zu erwarten ist ein Höhen-Weltrekord, er liegt derzeit bei 9,82 Metern. Aber mit der Anlauflänge und der Kurve der Quarterpipe könnten sich zehn, zwölf Meter Luftstand bei den Sprüngen ausgehen," glaubt Hourmont.

Die Snowboarder, die sich nach 150 Metern Anlauf mit Blick über die Wiltener Basilika und die Stiftskirche in die Quarterpipe werfen, sind sogar für Hourmont Verrückte. "Es kann aber gar nichts passieren. Hinter dem oberen Rand der Pipe ist eine Sicherheitszone mit Netzen und dicken Matten."

Der 20-jährige Zillertaler Werner Stock wird am Samstag springen. Er hat die Anfahrt Anfang Jänner bereits ausprobiert. "Meine Geschwindigkeit lag bei 104 km/h, aber wie es ist, auf die Quarterpipe zuzufahren, das werde ich erst im Training erfahren." Welchen Sprung er zeigen wird, weiß er noch nicht, einen 900er mit Drehung oder einen 720er. Die Snowboarder können vor ihrem Sprung angeben, ob sie Bewertung in Höhe oder Style wollen. Und gemessen wird nicht am Boden wie bei den Skispringern, sondern mit drei Kameras in der Luft. (Verena Langegger, DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 1. Februar 2008)