Rom - Für die italienische Fluglinie Alitalia nehmen die Schwierigkeiten kein Ende. Die Verwaltungsgesellschaft des Mailänder Flughafens Malpensa SEA hat gegen die Alitalia eine Schadenersatzforderung im Wert von 1,2 Mrd. Euro eingereicht. SEA verlangt diese Entschädigung für die geplante weitgehende Degradierung des Drehkreuzes Mailand-Malpensa zu einem Regionalflughafen. Der von Alitalia vor kurzem beschlossene "Überlebensplan" sieht von dort nur noch drei Langstreckenziele vor: New York, Tokio und Sao Paulo.

Die italienische Regierung hat diesem Plan als Hauptaktionär bereits zugestimmt. Air France-KLM, mit dem die Regierung exklusive Verhandlungen für die Privatisierung der Alitalia führt, möchte auf diesem Plan aufbauen. Wegen des Protests norditalienischer Politiker und Unternehmer, die sich gegen die Herabstufung Malpensas stemmen, will die Regierung nun doch noch versuchen, mehr Langstreckenflüge in Malpensa durchzusetzen.

Schwierigkeiten mit Air One

Probleme bekam die Regierung auch von der italienischen Fluggesellschaft Air One, die wie Air France-KLM ein Angebot für die Übernahme der Alitalia vorgelegt hatte. Air One reichte am Donnerstag bei einem römischen Verwaltungsgericht Einspruch gegen den Beschluss der Regierung Prodi ein, exklusive Privatisierungsgespräche mit der französischen Gruppe zu führen. Der Beschluss, Air One und deren Finanzpartner, die Mailänder Großbank Intesa San Paolo, aus dem Rennen um Alitalia auszuschließen, sei rechtswidrig, behaupten die Rechtsanwälte. Die Privatisierung der Alitalia könnte gestoppt werden.

In diesem Fall könnte Alitalia die Pleite drohen. Die Liquidität in den Kassen der maroden Airline ist im Dezember um sieben Prozent auf 365 Mio. Euro gesunken, teilte Alitalias Präsident Maurizio Prato mit. Dies bedeutet, dass die Fluggesellschaft noch maximal bis März überleben kann. Die Verschuldung ist im Dezember um 0,7 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Um die Fluggesellschaft vor der Pleite zu retten, ist eine Kapitalaufstockung im Wert von 750 Mio. Euro dringend notwendig, so der Aufsichtsrat der Airline.

"Verkauf ist ein Muss"

Der Verkauf der Fluggesellschaft ist ein Muss, drängt Prato. Doch die Gespräche mit Air France-KLM zur Privatisierung der noch staatlichen Airline drohen wegen der Regierungskrise in Rom zu versanden. Nach dem Rücktritt von Ministerpräsidenten Romano Prodi vor einer Woche, hat Staatschef Giorgio Napolitano Senatspräsidenten Franco Marini mit der Bildung einer Übergangsregierung beauftragt. Die politische Fronten sind jedoch verhärtet, die Opposition drängt auf sofortige Neuwahlen. Der noch amtierende Verkehrsminister Alessandro Bianchi hat de facto keine Legitimierung mehr, um die Gespräche mit Air France-KLM weiter zu führen.

Um einen Ausweg aus dem Engpass zu finden, wird der Chef von Air France-KLM Jean-Cyril Spinetta nächste Woche in Rom erwartet, um mit den Gewerkschaften über eine Strategie zur Rettung der Alitalia zu diskutieren. "Wir führen die Gespräche in Rom weiter", versicherte Spinetta. Doch der Weg der Franzosen zur Übernahme der Alitalia scheint hürdenreich. (APA)