Linz - Die oberösterreichischen Frauenhäuser und die
Männerberatung Linz wollen
künftig stärker zusammen arbeiten. Eine gemeinsam entwickelte „Männerinformationsstelle“ soll Aufklärungsarbeit leisten. Dazu gehört es
auch, Informationen über Beratungsgespräche oder Therapien zwischen den einzelnen
Institutionen besser zu koordinieren. Das Ziel ist es, Gewalt an Frauen oder sexuelle
Übergriffe innerhalb der Familie zu verhindern, indem
bei Männern ein Bewusstsein
für diese Problematik geschaffen wird. Vor allem „Burschenarbeit“ in Schulen hält
Eduard Weidenhofer von der
Linzer Männerberatung für
wichtig, um Klischees „rund
um den starken Mann, der
sich nichts anmerken lässt“,
aufzulösen.
„Leider viel zu selten“, bedauert Renate Stepany vom
Frauenhaus Linz, werden
Vermittlungsdienste beider
Institutionen in Anspruch genommen, um bei oft gewalttätigen Partnerschaftskrisen
helfen zu können. Aber in
Einzelfällen gelinge es, die Situation zu entspannen.
Männer kommen oft nicht freiwillig
Die Männerberatung exisitiert seit November 1997 und
wird vor allem bei Beziehungskrisen aufgesucht, 20
Prozent davon wegen Gewaltausübung. Im ersten Jahr
suchten 227 Männer Rat, 1999
war es über 300. In vielen Fällen kommen die Männer nicht
freiwillig. Manche kommen
auf Wunsch der Frau, oder
verurteilte „Schläger“ bekommen gerichtliche Auflagen für eine Therapie.
Die Frauenhäuser haben vor
allem in den Sommerferien
großen Zulauf. Gerade die
schulfreie Zeit nützen Frauen,
die Opfer von Prügeleien in
den eigenen vier Wänden
wurden, um mit ihren Kindern ihr Heim zu verlassen. Im
Vorjahr suchten 167 Frauen
Schutz im Frauenhaus. 90
Prozent von ihnen kamen mit
schweren Verletzungen.
Trotzdem ist ein Drittel dieser
Frauen bereit zu verzeihen,
„wenn er sich ändert“. Oberösterreich verfügt über fünf
Frauenhäuser. Als einzige in
Österreich sind sie seit 1999
im Sozialhilfegesetz gesetzlich geregelt. (aw)
(D
ER
S
TANDARD
, Print-Ausgabe, 01.09.2000)