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Foto: APA/AP/Paul Sakuma
Nicht nur rein wirtschaftliche Gründe sind ein Grund für die Übernahmepläne von Yahoo! durch Microsoft, sondern es gibt in der Schlacht der IT-Giganten auch eine nicht unwesentliche menschliche Komponente: Microsoft-Chef Steve Ballmer und seinen Hass auf Google.

Minderwertigkeitskomplexe

In einem mäßig schmeichelhaften Artikel beleuchtet die deutsche Zeitschrift Spiegel die Hintergründe im Wettkampf zwischen Google und Microsoft und ortet einen entscheidenden Punkt im "unterschwelligen Minderwertigkeitskomplex des Stanford-Abbrechers. Dieser sei nun besonders herausgefordert da "die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page, beide fast 20 Jahre jünger als er (Ballmer), in der Forbes-Liste (der reichsten Menschen der Welt) vor ihm lagen. Das soll sich nun ändern."

Monkeyboy und Developers

Steve Ballmer und Bill Gates waren schon immer ein dynamisches Duo der Gegensätze – Gates, der kleine, ruhige Typ mit der Brille, und Ballmer, sein schwergewichtiger emotionaler Begleiter von Anbeginn an. Steve Ballmer schaffte es als Kind Schweizer Einwanderer als erster zum Milliardär zu werden, ohne selbst ein Unternehmen gegründet zu haben oder mit einem Gründer verwandt zu sein. Sein Herz trägt der Microsoft-Chef auf der Zunge vor allem wenn er seinen Entwicklern gegenübersteht.

In Erinnerungen zu rufen sind hier die legendären Auftritte "Dance Monkeyboy" – in diesem Video läuft Ballmer wie wild auf der Bühne herum und endet in dem Schrei "I love this Company".

Nicht weniger imposant, der Auftritt vor einem Microsoft-Entwickler-Auditorium wo der Microsoft-Chef so und schreibe 14-Mal "Developers!" brüllt – angeblich konnte Ballmer danach tagelang nicht reden.

Der Hass auf Google

Ein Zwischenfall schaffte es nicht auf YouTube wäre aber sicher auch sehr interessant zu beobachten gewesen und spielt eine wesentliche Rolle im Kampf zwischen Google und Microsoft. Aus Sicht von Ballmer schien es demnach unverständlich wie der Suchmaschinenhersteller derart viel wirtschaftliche Macht bekommen konnte. Was aber noch schlimmer zu sein scheint, ist wenn man von Microsoft zu Google wechselt. So geschehen unter anderem im November 2004 bei Microsoft-Ingenieur Marc Lucovsky. Ansich keine große Sache sollte man denken, doch als Lucovsky seinem Chef Steve Ballmer erklärte, dass er zu Google gehen werde, soll dieser einen wahren Tobsuchtsanfall bekommen haben: „Ballmer, so Lucovsky später in einer eidesstaatlichen Erklärung, sei explodiert. Er habe Mobiliar durchs Büro geschleudert und Mit Bezug auf Google-CEO Eric Schmidt gebrüllt: "Ich werde diesen Kerle verdammt noch mal begraben", so der Spiegel. Ballmer selbst bezeichnete diese Schilderung später als "grobe Übertreibung".

Yahoo! und es geht weiter

Nachdem Microsoft mit seiner eigenen Suchmaschine MSN nicht wirklich zu einem heißen Gegenspieler zu Google wurde, schien nun ein anderes Mittel gefragt: also entschloss man sich Yahoo! zu kaufen. Yahoo! wiederum selbst nur mehr ein Schatten seiner selbst ist wohl nur ein Schritt auf der Jagd nach Google. Noch sind die beiden Unternehmen in ihren Nischen unangefochten und können sich ausbreiten; doch langsam, aber sicher wachsen die Konzerne zusammen und irgendwann wird es zum großen Showdown kommen (müssen).

Office und GoogleEarth

Während Google mit Online-Büro-Applikationen gegen Microsofts Office in den Ring steigt, hat sich Microsoft mit VirtualEarth einen Konkurrenten zu GoogleEarth geschaffen. Die Waffen im Kampf der beiden US-Giganten sind die kleinen Firmen, die im Laufe der Zeit übernommen wurden und werden. Weder Google noch Microsoft waren dabei besonders wählerisch: gekauft wird, was früher oder später Sinn macht. Wer am Ende als Sieger dastehen wird, weiß noch niemand, aber die kommenden Jahre dürften sehr interessant werden. Bleibt zu hoffen, dass auch die Konsumenten etwas davon haben werden, denn zwei proprietäre, datensammelnde Konzerne, die alles aufkaufen was es an Alternativen noch gibt scheinen eine wenig attraktive Zukunft zu sein.(red)