Anfang März kam es heraus. Der ehemalige CIA-Direktor James Woolsey räumte ein, dass mit Echelon nicht nur politische und militärische Daten, sondern auch europäische Wirtschaftsunternehmen ausspioniert wurden. Den USA soll mithilfe von Echelon-Informationen zum Beispiel gelungen sein, bei einem Flugzeuggeschäft mit Saudi-Arabien Airbus zugunsten von Boeing auszuspielen, so der Untersuchungsbericht des Journalisten Duncan Campbell für das EU-Parlament.Uncle Sam hört mit Ein Netzwerk von Abhöranlagen wurde schon 1947 unter der politischen und technologischen Führung der USA gegründet, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland beteiligten sich bald daran. Nach Erkenntnissen des neuseeländischen Journalisten Nicky Hager, wurden aber auch Länder wie Dänemark von den Vereinigten Staaten mit der Abhörtechnik ausgestattet, und selbst Österreich habe - trotz Neutralität - für den Westen in Richtung Osten gehorcht. Echelon soll sich auf etwa 120 Stationen weltweit stützen, die die Signale von Satelliten, Richtfunkstrecken, Telefonleitungen und Tiefseekabeln abfangen. Dabei werden nicht spezielle Behörden oder Unternehmen angezapft, sondern der gesamte Kommunikationsfluss in den Leitungen nach bestimmten Kriterien durchforstet. Diese Filterarbeit leisten Hochleistungsrechner, so genannte Dictionary-Computer. Zuerst konnte Echelon nur geschriebene Informationen, also Telexe, Faxe und später E-Mails, verarbeiten und die Informationen auf ausgesuchte Begriffe durchforsten. Seit Ende der Neunzigerjahre ist das System auch zur automatischen Überwachung von Telefongesprächen in der Lage. Dabei wird nach bestimmten Stimmen gefahndet, einzelne Wörter im Redefluss kann das System aber offenbar noch nicht erkennen. Eine neue Dimension Was Echelon nicht leistet, ist die Überwachung von Mobiltelefongesprächen. Hierzu ist nämlich eine andere Technologie nötig. Die aktuellen Bemühungen der EU-Innenminister, den Polizeibehörden europaweit über einheitliche Schnittstellen Zugang zu den Computern der Handynetzbetreiber zu verschaffen, stimmt manche Experten daher kritisch: Sie sehen hier die Gefahr eines neuen Einfallstors für geheimdienstliche Aktivitäten in Europa. (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 1.9.2000)