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IVA-Chef Rasinger rät MEL-Investoren, keine vorschnellen Verluste zu realisieren, solange sich der Kurs deutlich unter 10 befinde.

Foto: APA/Schneider
Wien - "Man sollte das Thema 'Meinl' nicht nur auf den 'Fünfer' konzentrieren, sondern auch auf die Vorstände und andere Beteiligte", erklärt Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessensverbandes für Kleinanleger, heute vor Journalisten. Dem Prüfbericht der Österreichischen Nationalbank (OeNB) zur Immobilien-Gesellschaft Meinl European Land (MEL) stehe er mit großer Reserviertheit gegenüber. Denn für ihn stellt sich die Frage, inwieweit die OeNB Prüfungskompetenz hatte, was zum Beispiel die MEL-Geldflüsse außerhalb Österreichs angehe - etwa in Richtung Jersey oder Karibikinseln. "Auch Jersey ist keine Bananenrepublik – es gibt auch dort Gesetze."

Für prüfenswert befindet er auch, inwieweit Julius Meinl V. auf die MEL Einfluss genommen habe, die seinerzeitige Kapitalerhöhung sowie die Wertpapierrückkäufe, sowie die Rolle der Gesellschaft SOMAL. Bevor er aber weitere Schlüsse zieht, will er abwarten, zu welchen Ergebnissen die Finanzmarktaufsicht (FMA) und die Staatsanwaltschaft kommen.

MEL-Anleger sollen kühlen Kopf bewahren

Auf alle Fälle für unangebracht hält Rasinger die "Vorweg-Freibriefe" für MEL nach ersten Medien-Berichten über die OeNB-Prüfung in der vergangenen Woche. Man könne nicht glauben, dass hier "nur ein paar lässliche Sünden" passiert seien.

Sein Rat an die geschädigten Anleger: einen kühlen Kopf bewahren und keine vorschnellen Verluste realisieren, solange sich der Kurs deutlich unter 10 befinde. Für jene Anleger, die klagen wollen, hat der IVA-Chef mehrere Optionen parat: Rechtsanwalt und Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer, der bereits im Jänner eine Schadenersatzklage gegen die Meinl Bank, Julius Meinl V. und die Vorstände eingebracht hat, den aus der AMIS-Affäre bekannten Rechtsanwalt Johannes Neumayer, sowie den Prozessfinanzierer AdvoFin. Letzterer ist vor allem für Kleinanleger interessant, da der Kläger "null Prozesskosten" zu tragen hat.

Mehr Fairness, mehr Bildung

Grundsätzlich forderte Rasinger mehr Fairness für Investoren von Immobilienwertpapieren und legte auch gleich einen Katalog mit konkreten Forderungen vor. Denn aktuell ortet er zwei grundlegende Probleme: Kleinanleger, die sich von Immobilienaktien erwarten, ein "besseres Sparbuch" zu sein, sowie internationale Investoren die "kurzfristig in den Markt reingehen, den Kurs pushen und dann wieder weg sind."

"Wir sind Anlegermuffels"

Abschließend äußert Rasinger noch den Wunsch nach besser informierten Anlegern. "Österreich setzt für die Bildung der Anleger sehr wenige Aktivitäten." Es gehe bei dieser Forderung aber nicht darum, dass der Staat den Sponsor spielt. Vielmehr solle er Starthilfe geben. Unter anderem plädiert Rasinger für "ein verstärktes Angebot an FHs und Unis. Sie haben keine Ahnung, wie ahnungslos selbst Wirtschaftsstudenten sind." (Dorit Krobath, derStandard.at, 5.2.2008)