Die Wiener Wirtschaftskammer spricht von einem "akzeptablen Kompromiss".

Foto: Standard/Matthias Cremer
Wien - Knapp vor dem Anpfiff zum Freundschaftsspiel Österreich gegen Deutschland konnten Wirtschaftskammer und Gewerkschaft eine Erfolgsmeldung verlauten: Man habe sich geeinigt, es gebe eine EURO-2008-Öffnungszeiten-Verordnung. Das heißt: An vier Sonntagen darf der Handel zwischen 12 und 18 Uhr offenhalten. Es gibt keine regionalen Einschränkungen. Allerdings werden einige Branchen ausgenommen: Baumärkte, Möbelhäuser, Fahrzeughändler und - aus Sicherheitsgründen - Waffenhändler müssen ihre Läden weiterhin geschlossen halten.

Betont wird sowohl von Arbeitgeber- wie auch von Arbeitnehmerseite, dass die Regelung zur Sonntagsöffnung während der Europameisterschaftsendrunde "kein Präjudiz für die Zukunft" sei.

Die Fußball-EM beginnt am 7. Juni mit einem Spiel in Basel (Schweiz gegen Tschechien) und endet am Sonntag, dem 29. Juni mit dem Finale in Wien. Das erste Spiel in Wien (Österreich gegen Kroatien) findet am 8. Juni, ebenfalls ein Sonntag, statt. In den anderen Austragungsorten gibt es noch keine Einigungen.

Unklar, wie viele Händler mitziehen

Kärnten will im ganzen Land aufsperren, überlässt dabei jedoch den Sozialpartnern freie Hand. Entsprechende Vorschläge (wochentags bis 22 Uhr, samstags bis 20 Uhr und sonntags 12 bis 18 Uhr) liegen am Tisch. Salzburg wartet ab, wo welches Spiel mit welchen Nationen stattfindet. Auch Innsbruck ist unschlüssig; es gibt dort allerdings weitgehende "Fremdenverkehrsregelungen" für einen offenen Sonntag. Niederösterreich will sich an Wien orientieren.

Offen ist, wie viele Händler tatsächlich bei der Sonntagsöffnung mitziehen. Die Karten haben bisher nur wenige offengelegt. Selbst starke Befürworter der Sonntagsöffnung wie Richard Lugner geben sich vorsichtig. Er wolle mit den Mietern seines Einkaufscenters erst im März darüber reden, sagte er dem Standard. Entscheidend sei, ob die längere Ladenöffnung unter der Woche angenommen werde. Funktioniere sie nicht, werde er auch hier zurückschrauben.

Selbst neue Shoppingcenter wie das Wiener Stadioncenter sind sich nicht sicher, ob sie sonntags verkaufen wollen. Fritz Aichinger, Obmann des Wiener Handels, rechnet damit, dass sich die meisten Unternehmer erst nach Ostern fix festlegen. "Die Erfahrungen aus Deutschland haben gezeigt, dass hier nicht das große Geschäft liegt. Aber als Gastland muss man die Möglichkeit geben, am Sonntag offenzuhalten." (szem, vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2.2008))