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Female (weiblich), fair (blasse Hautfarbe), fertile (fruchtbar), fat (Übergewicht) und forty (etwa 40 Jahre alt) – Die 5F beschreiben den klassischen Gallensteinpatienten. Klar ist: Es ist völlig egal wie wir uns ernähren, Galle ist für die Fettverdauung unentbehrlich.

Gelber Saft in der Gallenblase

In der Leber gebildet, sammelt sich der gelbe Saft in der Gallenblase, um nach jeder Mahlzeit in den Zwölffingerdarm zu gelangen. Gallensäuren, Cholesterin und Phospholipide sind die drei Hauptkomponenten der Galle. Ihr Verhältnis zueinander ist im Normalfall ausgewogen. Gewinnt einer der drei Faktoren die Überhand, dann wird die Galle "steinbildend".

Generell überbewertet

Aber wodurch verschiebt sich dieses Gleichgewicht? "Wahrscheinlich wirkt sich der Fettgehalt in der Nahrung nur bei den Patienten negativ aus, die schon Gallensteine besitzen", mutmaßt Günter Krejs, Leiter der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie an der Medizinischen Universität in Graz und ist sicher, dass der Zusammenhang cholesterinreiches Essen und Steinbildung generell überbewertet wird.

Übergewicht und Fasten

Zahlreiche Studien geben ihm hier Recht, denn zu einheitlichen Ergebnissen ist man bis heute nicht gekommen. Unangefochten bleibt nur, dass verschiedene ernährungsassoziierte Faktoren, wie Übergewicht, Fasten, beziehungsweise rasche Gewichtsverluste ganz offensichtlich die Bildung von Gallensteinen begünstigen.

Geschwindigkeit des Gewichtverlusts

Ein normales Körpergewicht bleibt also weiterhin erstrebenswert, entscheidend ist nur die Geschwindigkeit mit der man Gewicht verliert. Denn bei Nahrungsentzug verzichtet die Gallenblase darauf, sich zu entleeren. Die Cholesterinkonzentration in im Gallensaft steigt durch den vermehrten Abbau von Fettgewebe. "Die Bildung von Steinen bei Null- Diäten kommt vor, ist aber nicht sehr häufig", relativiert Krejs das oft diskutierte Fastenproblem.

Die "stummen Steine"

Viel mehr beunruhigt den Gastroenterologen, dass Gallenblasen heute gerne ohne wirklich guten Grund chirurgisch entfernt werden. Das Problem das dahinter steckt: Nicht alle Gallensteine melden sich zwingend zu Wort. Viele Menschen haben welche und wissen nicht einmal davon. Mediziner sprechen von "stummen Gallensteinen". Sie sind harmlos und dürfen bedenkenlos in Ruhe gelassen werden.

Viel zu schnell im OP

Im Zeitalter der Prävention ist jedoch der Ultraschall zur Routineuntersuchung geworden und stumme Gallensteine sind häufige Zufallsbefunde. "Oft werden für jedes kleinste Zwicken im Bauch Gallensteine verantwortlich gemacht und ein Chirurg, der sich der stummen Steine annimmt, ist schnell gefunden", bedauert der Grazer Experte.

Schmerzhafte Gallenkolik

Tatsächlich ist es nicht der Stein per se der die quälenden Schmerzen verursacht. Weh tut es erst, wenn die Gallenblase versucht ihn loszuwerden. In Gallenblase und abführende Gallengänge kontrahieren rhythmisch um den Stein weiter zu befördern und der Betroffene bietet dem Arzt im Idealfall das typische Bild einer Gallenkolik. Wellenförmig tauchen krampfartige Schmerzen auf um nach zehn bis 15 Minuten wieder abzuklingen. Mit Schmerz- und krampflösenden Medikamenten ist den Patienten vorerst rasch geholfen.

Laparoskopische Operation

"Die Stoßwellenlithotripsie, mit der man versucht die Gallensteine von außen zu zertrümmern, hat sich nicht als effektiv erwiesen", ergänzt Krejs die therapeutischen Optionen und bezeichnet die laparoskopische Operation als minimalinvasive Methode bei immer wiederkehrenden Symptomen als Goldstandard.

Leben ohne Galle

Läuft alles planmäßig, dann lebt es sich auch ohne Gallenblase ganz wunderbar, denn die Gallenblase ist wie schon erwähnt nicht Produktionsstätte, sondern Zwischenlager. Die Ernährungsempfehlungen für laparoskopierte Patienten unterscheiden sich nicht von Gallenblasen- und Steineigentümern.

Leichte Vollkost, hoher Ballaststoffverzehr, und moderater Alkohol- und Kaffeekonsum – ein Lebensstil, der sich bekanntlich nicht nur zur Gallensteinprävention empfiehlt. (phr)