Die G7-Finanzminister treffen einander am Wochenende in Tokio in einer Zeit der globalen Unsicherheit. Deutschland fordert mehr Transparenz auf den Kapitalmärkten. Die Frage nach der derzeit "richtigen" Zinspolitik sorgt ebenfalls für Diskussionen.

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Tokio - Die Finanzminister und Zentralbankchefs der "Gruppe der Sieben", der sieben wichtigsten Industrienationen der Welt, treffen einander am Samstag in Tokio zu ihrem jährlichen Gipfel. Auf der Tagesordnung steht die Suche nach Auswegen aus der Finanzkrise. "Wir wollen über die Informationsoffenlegung an Finanzinstitutionen beraten und darüber, wie ihre Verluste gedeckt werden können", sagte der japanische Gastgeber, Finanzminister Fukushiro Nukaga, am Freitag. Es sei weiters "wichtig, eine klare Botschaft zu vermitteln, mit dem Ziel, eine Stabilisierung der Finanzmärkte und das Wachstum der Weltwirtschaft sicherzustellen".

Aussichten "unsicherer"

In einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Entwurf einer Abschlusserklärung des Treffens heißt es, die Aussichten für die Weltwirtschaft seien unsicherer als beim vorangegangenen Treffen im Oktober. Die G7 beobachteten die Situation weiter genau und ergriffen die notwendigen Maßnahmen - einzeln oder gemeinsam -, um Stabilität und Wachstum zu sichern.

Besonders der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück drängt auf Konsequenzen aus der Finanzkrise. In einem Brief an seine Kollegen und Zentralbankchefs der G7-Länder schreibt er: "Die vollen Auswirkungen der Subprime-Krise sind nicht bekannt, der Mangel an Liquidität sei ein zentrales Symptom der Krise." Steinbrück schlägt politisches Handeln in drei Bereichen vor: bei den Eigenkapitalstandards von Banken, ihrem Liquiditätsmanagement und bei der Markttransparenz. Mehr Transparenz wünschte er sich in den Bereichen der Ratingagenturen, bei den internationalen Bilanzierungsstandards und eine bessere Zusammenarbeit bei den Bankenaufsichtsbehörden.

"Durchkommen"

Dem TV-Sender CNBC sagte der Deutsche: "Weder in Deutschland noch in der EU oder der Eurozone stehen wir vor einer Rezession."

Für den britischen Finanzminister Alistair Darling "durchlaufen wir gerade eine schwierige Zeit, aber wir können da durchkommen". Er plädiert dafür, dass sich die G7-Staaten auf die Themen konzentrieren sollten, die sie wirklich betreffen - zum Beispiel den schwachen Dollar und die daraus resultierenden Nachteile für die europäische Exportwirtschaft.

Zwei Tage nach der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzinssatz zwar bei vier Prozent zu belassen, aber gleichzeitig eine prinzipielle Bereitschaft zu Zinssenkungen zu erkennen zu geben, werden die G7-Finanzminister die Notenbankchefs um Erklärungen zur Geldpolitik ersuchen, wird vorab gemutmaßt. "Es gibt einen großen Informationsdurst bei den Ministern dahingehend, was die Motivation hinter der Geldpolitik der Fed ist, deren Schritte nur als 'dramatisch' beschrieben werden können", wird eine italienische Quelle ohne Namensangabe zitiert. Das Hauptdilemma sei die Balance zwischen kurzfristig wirksamen Schritten und einer längerfristigen Stabilität. (chs, szem, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9./10.2.2008)