Tokio - Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück dringt im Kreis der sieben größten Industriestaaten (G-7) auf Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise. In einem vorliegenden Schreiben an seine G-7-Ministerkollegen schlug er in drei Bereichen politisches Handeln vor: Bei den Eigenkapitalstandards für Banken, ihrem Liquiditäts-Management und bei der Markttransparenz. Währungsfragen werden nach den Worten des britischen Ressortchefs Alistair Darling bei dem Treffen am Samstag in Tokio nicht das beherrschende Thema sein.

"Die vollen Auswirkungen der Subprime-Krise auf den Finanzsektor sind noch nicht bekannt", schrieb Steinbrück vor Beginn der Beratungen an die Finanzminister und Zentralbankchefs der Ländergruppe. Zwar sollten voreilige Reaktionen vermieden werden, die G-7-Staaten müssten die Probleme aber klar benennen.

Mangel an Liquidität

Die jüngsten Ereignisse hätten die Bedeutung der international vereinbarten Eigenkapitalrichtlinien (Basel II) belegt, hieß es weiter. Sie müssten so schnell wie möglich in allen G-7-Ländern umgesetzt werden. Sie regeln, wie viel eigenes Kapital die Banken als Risikopuffer für ihre Geschäfte zurücklegen müssen, im Schnitt sind es acht Prozent. Die Krise werfe die Frage auf, ob es einen besonderen Puffer bei außergewöhnlichen Risiken geben müsse, schrieb Steinbrück. In einem "Spiegel"-Interview hatte er bereits einen Zuschlag für besonders riskante Finanzprodukt zur Diskussion gestellt.

Der Mangel an Liquidität sei ein zentrales Symptom der Krise, schrieb Steinbrück. Es müsse dafür gesorgt werden, dass die Banken ihr Liquiditätsmanagement auch bei ausgetrockneten Märkten aufrechterhalten könnten. Wegen der Krise hatten sich die Institute am Geldmarkt kaum noch untereinander Kapital geliehen, weshalb die Zentralbanken den Geldhahn öffneten. Schließlich bekräftigte Steinbrück seine Initiative für mehr Transparenz. Dies betreffe die Ratingagenturen, die internationalen Bilanzierungsstandards der Banken und eine bessere Zusammenarbeit der Bankenaufsichtsbehörden.

Vorsichtige Zuversicht

Der britische Finanzminister Darling sagte, einige Länder seien zwar beunruhigt über die Auswirkungen des relativ schwachen Dollars. Er plädierte aber dafür, dass sich die G-7-Vertreter auf die Themen konzentrieren sollten, die sie direkt beeinflussen können. Europas Exportwirtschaft muss bereits seit geraumer Zeit Nachteile wegen des starken Euro in Kauf nehmen. Wie sich letztlich die Staatengruppe in der Abschlusserklärung zum Tokioter Treffen zur Währungsproblematik äußeren wird, wird nach Angaben aus G-7-Kreisen noch beraten. Steinbrück hatte jüngst erklärt, es könnte sinnvoll sein, dazu etwas klarer Stellung zu nehmen.

Zur aktuellen Entwicklung der Weltwirtschaft, die von Rezessionsängsten in den USA beeinträchtigt ist, ließ Darling trotz der aktuellen Probleme vorsichtige Zuversicht erkennen. "Wir durchlaufen eine schwierige Zeit", sagte er. "Aber wir können da durchkommen." Die vereinzelt geäußerte Erwartung, die Staatengruppe könnte sich auf koordinierte Schritte zur Wachstumsbelebung einigen, dämpfte der britische Minister. (APA/Reuters)