Wer es einmal in den Rang einer Medienlegende gebracht hat, der hat es leicht - so mögen sich viele Menschen das vorstellen. Die grobe Tagesarbeit erledigt der Sohn, an der Außenstelle werkt die Schwiegertochter, die Legende hingegen schwebt über den schnöden Erscheinungen des Alltags. Sie fummelt ein wenig an den Leserbriefen herum, schmeckt für das Publikum den täglichen Softporno ab und feilt an genialen Schlagzeilen wie Jetzt wird auch noch Bier teurer! oder Zehn Fragen an Minister Darabos. Dann geht sie abends froh nach Haus und kramt noch ein wenig in Erinnerungen, die sie dem Publikum wieder einmal zumuten könnte, weil ja immer junge Leute nachwachsen, die es noch nicht wissen: Hans Dichand als Angehöriger der Kriegsmarine 1940 in Paris.

Doch wer so denkt, macht sich keinen Begriff, wie sehr eine solche Persönlichkeit umtost ist von Anforderungen und Begehrlichkeiten, die ohne ihr Zutun an sie herangetragen werden. Medienlegende ist man nicht nur als familiäres Gerücht, sie darzustellen ist auch eine Last. So musste sie dieser Tage einem ihrer etwas weniger legendären Schreiber, den sie jahrelang abgeschoben hatte, aus Anlass eines Geburtstages versichern, mit Deinem täglichen Brief wurde "ein neuer Glossen-Star geboren"! Nicht Gossen - Glossen!

Wie leicht man in dieser Position zwischen den Fronten zu liegen kommen kann, war aus "profil" zu erfahren, das diese Woche als Scheidungskriegs-Berichterstatter im Falle eines Wiener Anwalts "News" den Rang abzulaufen versuchte: Wie das Noch-Ehepaar Zanger/ Schörghuber den "Kronen Zeitung"-Herausgeber Hans Dichand in ihr Scheidungsverfahren "einbezogen" hat. Begonnen hat diese Einbeziehung so, dass einer der Scheidungskriegsteilnehmer auf die naheliegende Idee kam, die "Krone"-Leser über den Stand des Verfahrens zu informieren.

Vorweg: Er ist Zanger, Schörghuber sie. Er habe von Hans Dichand, dem Herausgeber der "Kronen Zeitung", einen Anruf erhalten, in dem dieser mitgeteilt habe, dass Schörghuber sich in der Redaktion gemeldet hätte, um einen Bericht über Zanger anzuregen, da er sie geschlagen hätte. Wenn man bedenkt, wie die Zahl der Scheidungen zunimmt, kann einem der Herausgeber der "Krone" nur leidtun. Zanger hatte vor dem Bezirksgericht Donaustadt argumentiert, Schörghuber habe gegen ihn eine Medienkampagne initiieren wollen, weshalb das Unterhaltsbegehren wegen "Verfehlungen gegen die wirtschaftliche Sphäre des anderen Ehegatten" abzuweisen sei.

In diesem Stadium des Verfahrens sei sicherheitshalber festgestellt: Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. Und so geht's weiter: Schörghuber sprach bei Dichand vor. Dieser bestätigte in einem Brief an die zuständige Bezirksrichterin am 13. 6. 2007, "dass Herr Dr. Zanger keinen Anruf von mir als Herausgeber der ,Kronen Zeitung' erhielt. Ich teilte ihm daher auch nicht mit, dass die Klägerin, Frau Mag. Schörghuber, in der Redaktion der ,Kronen Zeitung' gewesen sei und hier versucht hätte zu bewirken, dass medial über die Misshandlungen der Klägerin durch den Beklagten berichtet wird."

Anruf oder nicht, das war nun die Frage. Jetzt wandte sich Zanger an Dichand. Ergebnis: ein Brief Dichands vom 30. 7. 2007: "Herr Zanger hat mich im Zusammenhang mit meinem Schreiben vom 13. 6. 2007 kontaktiert und mich gebeten, meinen missverständlichen Brief aufzuklären. Vorausschicken möchte ich, dass ich keine genauen Erinnerungen an die vielen Telefonate habe, die ich täglich führe, schon gar nicht, wenn der Vorfall 15 Monate zurückliegt. Dr. Zanger hat mir allerdings jetzt in Erinnerung gerufen, dass ein Telefonat stattgefunden hat, wo es um eine Angelegenheit gegangen ist, die mit seiner persönlichen Sache nichts zu tun hatte, und ich ihn in diesem Zusammenhang gefragt habe, ob es wahr sei, dass er seine Frau schlägt. Ich erinnere mich nicht mehr daran - obwohl Dr. Zanger es ihm in Erinnerung gerufen hat -, halte es aber für möglich, dass ich ihm damals gesagt habe, dass Frau Mag. Schörghuber in der Redaktion vorgesprochen oder angerufen habe und mitgeteilt habe, sie sei von ihrem Mann geschlagen worden."

Statt endlich zu bedenken, dass eine Medienlegende auch noch anderes zu tun hat, war nun wieder Isabella Schörghuber an der Reihe, bei Dichand vorzusprechen. Der Ärmste wusste sich nicht mehr anders als mit einem Brief an Zanger/Schörghuber zu helfen: "Ich habe Sie beide als Menschen betrachtet, mit denen ich wenig, aber freundliche Verbindung hatte ... Ich traf Sie beide, weil ich helfen wollte und dachte, ich könnte dies vielleicht auch. Inzwischen habe ich einsehen müssen, dass das wohl nicht möglich ist und dass es ein Fehler von mir war, für Sie beide Briefe zu unterschreiben. Das hat mich in negative Verbindung mit Ihrem bedauerlichen Scheidungsfall gebracht.

1940 in Paris, da war alles einfacher. Ich bemerkte, dass die Franzosen rund um mich den Matrosen der damaligen deutschen Kriegsmarine besonders beobachteten. Daran erinnert er sich. Der Vorfall liegt erst 68 Jahre zurück. (Günter Traxler; DER STANDARD; Printausgabe, 9./10.2.2008)