Seit Bürgermeister Hannes Hirtzberger am Samstag wegen der Vergiftung mit Strychnin ins Landesklinikum Krems eingeliefert wurde, stehen die Bewohner der Weinbaustadt in der Wachau unter Schock. Jeder hier kennt das Anschlagsopfer persönlich. Seine drei Brüder leben auch im Ort, einer von ihnen, Franz Hirtzberger, ist ein weltberühmter Weinbauer.
"Wie bei 'Soko Donau'"
"Ganz Spitz steht kopf", sagt Trafikantin Kirstin Mahorka. "Man glaubt immer, so etwas passiert nur woanders - wie bei ,Soko Donau' kommt es einem vor." Im Geschäft der 27-Jährigen sind an diesem Tag mehrere Zeitungen vergriffen. Jeder im Ort will wissen, was es über den mysteriösen Anschlag Neues gibt. "Er ist ein fairer Mensch und hat immer ein offenes Ohr", schwärmt Mahorka. Sie hofft, dass der Bürgermeister "keine bleibenden Schäden davonträgt." Gerade erst sei der Schwiegervater bei ihr im Geschäft gewesen. Er wisse auch nicht mehr, als dass der Zustand des Vaters zweier Kinder "stabil" sei.
Auch Alice Donabaum hofft, dass der "beliebte" 55-jährige Ortschef "mit einem blauen Auge davonkommt." Sie könne sich nicht vorstellen, dass ein Einheimischer hinter der Tat stecke. Dazu, dass eine Frau den Brief mit der vergifteten Praline hinterlassen haben könnte, meint die Winzerin: "Er ist bei Frauen nicht unbeliebt, weil er ein charmanter Mann ist, ein Gentleman."
Umweltschützer
Hirtzberger ist auch ein engagierter Umweltschützer, der sich als Vorsitzender des "Arbeitskreises Wachau" für den Schutz des Weltkulturerbes einsetzt. Ob ihm das Feinde eingebracht haben könnte? Erst am Donnerstag fand eine Sitzung zum mobilen Hochwasserschutz für Spitz statt. "Es gab keine gravierenden Meinungsverschiedenheiten", erzählt Paul Reiböck, Wirt vom Gasthaus zum Goldenen Schiff. Der 47-Jährige glaubt, dass die "extrem feige Tat" von jemandem begangen wurde, der Hirtzberger von seiner Tätigkeit als Anwalt in Krems kenne. Eine Vermutung, mit der er im Dorf nicht allein ist.