Entgegen früheren Angaben der französischen Regierung dürften französischen Soldaten doch auch direkt in die Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungssoldaten im Tschad eingegriffen haben. Wie die Tageszeitung Libération am Wochenende unter Verweis auf Armeestellen berichtete, beschossen französische Soldaten Aufständische, die zum Flughafen vorrückten; dabei seien zwei Franzosen verletzt worden.

Zu Beginn des Putsches im Tschad hatte Frankreichs Verteidigungsminister Hervé Morin noch erklärt, Frankreich verhalte sich „neutral“. Die Pariser Tageszeitung La Croix hatte danach bereits berichtet, französische Kommandos hätten in den Kampf um die tschadische Hauptstadt N’Djamena durchaus „eingegriffen“ und Gegenangriffe der Regierungstruppen „koordiniert“.

Dies ist deshalb so heikel, weil Frankreich gleichzeitig mehr als die Hälfte der 3700-köpfigen Eufor-Truppe stellt – und diese kann ihre Schutz- und Friedensmission nur erfüllen, wenn sie sich aus den Kämpfen zwischen Rebellen und dem Regime im Tschad heraushält. Auch Kanzler Alfred Gusenbauer verlangte diese Woche erneut eine „strikte Neutralität“ Eufor-Truppe unter österreichischer Beteiligung.

Französische Unterstützung für Déby

In Paris erklärte Sarkozy demgegenüber, Frankreich werde Déby jede nötige Unterstützung zukommen lassen, nachdem die UNO den Putschversuch verurteilt habe. Aus N’Djamena vertrieben, versuchten sich die gut 2000 Rebellen am Wochenende im Herzen des Landes neu zu formieren. Nach französischen Presseinformationen sollen die Rebellen mit Waffen und Treibstoff aus dem Sudan versorgt worden sein. Der Sudan lasse die Milizen aber nicht zurück über die Grenze, berichtet das Pariser Journal du Dimanche. Die Rebellen hätten die mitteltschadische Stadt Mongo besetzt. Dies behindere den geplanten Einsatz der europä-ische Eufor-Truppe zum Schutz der Flüchtlinge in dem Wüstenstaat.

Präsident Idriss Déby hat dem Bericht zufolge Truppen in Richtung Mongo in Bewegung gesetzt. Diese seien aber zu schwach, um die Rebellen zu vertreiben.

Unterdessen haben ich die UNO und der Sudan über den freien Zugang der UN-Blauhelme zum Krisengebiet in Darfur geeinigt. Die von der UNO und der Afrikanischen Union geführte Mission in Darfur soll insgesamt 26.000 Soldaten umfassen, derzeit sind erst 9000 vor Ort. Das Abkommen über den operativen Rahmen der Mission wurde nun in Khartum vom sudanesischen Außenminister Deng Alor und einem Vertreter der Blauhelmmission unterzeichnet.

Demnach soll die UNO vollständigen Zugang zur Krisenregion erhalten. Allerdings fehlen der Blauhelmmission nicht nur die Soldaten vor Ort, sie verfügt bisher auch nicht über genug Hubschrauber. Die EU-Operation im Tschad ist eine Begleitmaßnahme für die eigentliche Hauptmission in Darfur. (Stefan Brändle aus Paris/ DER STANDARD, Printausgabe, 11.2.2008)