Zorn baut sein Motorrad großteils selbst. "Ich bin Motortuner, Konstrukteur und Fahrer", sagt der gelernte Mechaniker. Eingekauft wird ein Motorblock und ein Standardrahmen bei Jawa. Zorns 500-ccm-Einzylinder leistet 55 PS, damit liegt er an der Spitze, schließlich sind nur zwei Ventile erlaubt, der Vergaserquerschnitt ist limitiert. Getankt wird Methanol, geschmiert mit Rapsöl.
Material und Fahrstil
"Ganz wichtig ist es, dass das Material zum Fahrstil passt." Dass es passt, bewies Zorn vor zwei Wochen in Polen, als er eine Weltpremiere gab, als erster Nichtrusse Europameister wurde. Bereits im Jahr 2000 war er Vizeweltmeister. Hinter einem Russen.
"Das Ganze kostet eine Schweinekohle", sagt Zorn, dessen Erfolge ihm zwar Preisgelder und Sponsoren bescherten, "aber leben könnte ich nicht davon." Weshalb er nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere den Mechaniker macht. Ein einziger Spike samt Plattel und Alumutter beläuft sich auf fünf Euro. 170 Spikes stecken im Hinterrad, 120 im Vorderrad. Eine Saison schlägt mit rund 60.000 Euro zu Buche, "aber da hab ich noch kein Motorradl zusammengehaut".
Gestern, am Sonntag also, schraubte Zorn noch in seiner Garage, am Montag wird er auch noch schrauben, am Dienstag setzt er sich mit seinem Team - "zwei Mechaniker, ein Betreuer, ein Helfer und der Vater" - in den Bus und fährt nach Krasnogorsk im Großraum Moskau. Dort spielt's quasi Hollywood, am kommenden Wochenende findet die Mannschafts-WM statt. Für Österreich wirken neben Zorn noch Josef Kreuzberger und Harald Simon. Im Bus sitzt Zorn viel, viel öfter als auf seinem Eisen. In der Vorsaison kamen 36.000 Bus-Kilometer zusammen. Der Betriebsstundenzähler auf seiner Maschine steht gegenwärtig bei zehn. Die Saison dauert von Dezember bis Anfang April. Zorn strebt heuer noch den Einzel-WM-Titel an, der jenem gebührt, der bei den GPs in Saransk, Russland (23./24. 2.), Assen (8./9. 3.) und Berlin (15./16. 3.) die meisten Punkte sammelt. Problem: Bei der EM waren vier Russen zu besiegen, bei der WM sind es acht.