Karl Wiesenender kritisiert die Infrastruktur.

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Wien - Die Fußball-Bundesliga beginnt in einigen Tagen mit einem bittersüßen Vorspiel auf die EURO. Der Namens- und Bewerbsponsor T-Mobile soll der Liebe zur Liga müde sein und will den Vertrag im Sommer angeblich auslaufen lassen. Und frische Freier stehen nicht gerade Schlange. 1996 hatte das Unternehmen, noch unter dem Markennamen Max, den Sponsorvertrag unterschrieben und profitierte von der Schubkraft der Meisterschaft.

Als die Liga vor einigen Jahren zu Premiere und ATV+ wechselte, nutzte der inzwischen in T-Mobile umgetaufte Partner die Gelegenheit, der Liga eine Blutgrätsche zu setzen und mit angeblich schlechten Werbewerten den Vertrag billiger zu fassen.

Karl Wieseneder (43), der von 1993 bis 2000 die Bundesliga vermarktete und seit rund zwei Jahren eine international agierende Marketing-Holding betreibt, glaubt freilich nicht an ein Ende der Liaison zwischen Liga und T-Mobile: "Ich schätze, sie werden den Vertrag um ein Jahr verlängern."

Namenssponsoring ist eine der wenigen Marketing- und Einnahmechancen der Liga, auch wenn aus diesem Brunnen sich nicht mehr so viele Euro schöpfen lassen. Fast alle anderen Vermarktungsrechte nehmen die Vereine selbst wahr. Wieseneder: "In Deutschland denken sie über eine zentrale Vermarktung auch der Banden und anderer Fenster nach." In Österreich war es schon einmal fast so weit, aber dann scheiterte das Projekt an der Kleinkrämerei der Lustenauer.

Für die Zukunft empfiehlt Wieseneder einen Blick zurück auf das Konzept "Bundesliga 2000", das er Ende der 90er-Jahre mit dem ehemaligen Liga-Vorstand Reinhard Nachbagauer und Klubmanagern wie Rapids Werner Kuhn erstellte. Es nimmt als einziges Konzept bisher die wirtschaftlichen Realitäten des Landes ernst und ordnet den Regionen Klubs zu. Graz zum Beispiel hätte demzufolge nur einen Bundesliga-Verein, Wien als einziges Bundesland zwei, Austria und Rapid. Wieseneder: "Ich habe Ende der 90er gesagt, als Sturm geigte, dass es beide Grazer Klubs zerreißen werde, weil sie über ihre Verhältnisse leben."

Seit er aus der Liga schied, seien die wirtschaftlichen Zwänge noch größer geworden. Wieseneder: "Die erste Liga haben sie mit der Aufstockung auf zwölf Klubs ruiniert, die Landesverbände haben keinen Sinn für die Gesetze des modernen Profifußballs. Schwanenstadt ist nur von Stronach gerettet worden, Bad Aussee ist am Sterben. In der T-Mobile-Liga haben die Kleinen keine Chance."

Hilft das Engagement von Unternehmern wie Frank Stronach und Didi Mateschitz oder verzerrt es den Wettbewerb? Wieseneder: "Die Übernahme von Salzburg durch Red Bull ist ein positives Zeichen, dass ein Verein für ein Unternehmen attraktiv ist."

Wieseneder betreibt ein Internet-Sportportal, das seit Anfang Februar (statt sport1.at) Laola1.at heißt, und das er den Deutschen abgekauft hat. Er baute mit Thomas Krone, dem Ex-Fernsehchef der Münchner Sportrechteagentur ISPR, die vor mehr als zehn Jahren dem ORF die Bundesligarechte vor der Nase wegkaufte, einen Marketing-Multi, vermarktet die Deutsche Bundesliga (außerhalb Deutschlands) in mehr als 190 Ländern und steigerte den Umsatz in einem Jahr um 40 Prozent. Sie nehmen die (ausländischen) Vermarktungsrechte von Bayern München, Werder Bremen und Dinamo Zagreb wahr, produzieren Clips für Internet und Mobile-Geräte, Live-Streamings (Internet-TV) für die Wettfirma Bwin, Red Bull und große Teile von Asien. Jahresumsatz: 20 Millionen Euro.

Wenn er den deutschen mit dem heimischen Fußball vergleicht? Wieseneder "Die Stadien in Wien sind eine Katstrophe. Das Happel-Stadion wird noch während der EURO die Stadt blamieren." Der Vorschlag: Happel- und Hanappi- und Horr-Stadion schleifen und im Prater ein modernes Haus mit Logen und modernem VIP-Club errichten, in dem Austria und Rapid alternierend spielen. 25.000 (Austria) bis 35.000 (Rapid) Fans würden Woche für Woche kommen, meint Wieseneder. Und um das neue Stadion könnte eine Eishalle und endlich eine Schwimmhalle (für Rogan und Co) entstehen. Wieseneder: "Stattdessen machen sie in Rothneusiedl wieder eine halbe Sache." (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 11.02.2008)