Der schwedische Telekomausrüster
Ericsson
zeigt ungeachtet der weltweiten Konjunkturabschwächung Zuversicht für
die Telekombranche. Treiber wird nach Ansicht von Vorstandschef
Carl-Erik Svanberg die zunehmende Nutzung von Breitband-Diensten wie
Handy-TV sein. "Für 2008 erwartet Ericsson den Bau neuer
HSPA-Netzwerke in Südamerika, dem Nahen Osten, Afrika und Russland",
sagte Svanberg am Montag auf der Messe Mobile World Congress in
Barcelona. Europa zeige, dass die Nutzung dieser schnellen
Mobilfunknetze derzeit deutlich anziehe.
Ausbreitung
Svanberg verspricht sich von der Ausbreitung von
Multimedia-Diensten eine deutlich höhere Datennutzung. Diese werde in
den kommenden Jahren um ein Vielfaches steigen, sagte er. Mit der
höheren Nutzung müssten die Netze aufgerüstet werden. Zur kommenden
Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika baut Ericsson für den
Fußball-Weltverband FIFA eine Plattform für Handy-TV-Übertragungen
auf, wie Svanberg mitteilte. Sportveranstaltung gelten als eine Art
Türöffner fürs mobile Fernsehen.
Wettbewerb
Ericsson-Wettbewerber Alcatel-Lucent hatte am vergangenen Freitag
vor negativen Auswirkungen durch die Abkühlung der Weltwirtschaft
gewarnt. Die Dividende für 2007 wurde daher gestrichen. Auch Ericsson
hatte die Investoren mit einer verhalten Prognose für das laufende
Jahr verunsichert. Für 2008 rechnet der Weltmarktführer mit einer
Stagnation der Branche. Der Wert der Ericsson-Aktie hat sich seit
einer Gewinnwarnung im Oktober halbiert. Die europäischen
Telekomausrüster sehen sich zudem einem harten Preiskampf durch
asiatische Wettbewerber ausgesetzt. So bauen etwa die chinesischen
Huawei und ZTE ihre Marktstellung aus.
Kunden
Die weltweiten Mobilfunk-Anbieter gewinnen nach Angaben von
Svanberg pro Monat 6,5 Millionen Kunden für ihre schnellen Netze.
Derzeit gebe es 180 Millionen Nutzer, sagte er. Die Entwicklung neuer
breitbandiger Dienste wie Handy-TV oder die Übertragung von
Fernsehbildern über das Internet in die Privathaushalte gilt als
wichtiger Baustein für die Telekommunikationsfirmen, um
Umsatzausfälle durch den harten Preiskampf abzufedern. In Europa ist
die Deutsche Telekom mit ihrem Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL, das die
Grundlage für neue Bündelangebote (Internet, Telefon, Medieninhalte)
ist, einer der Vorreiter bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder.
Bis Ende Dezember nahm der deutsche Konzern für sein Multimedia-Paket
150.000 Kunden unter Vertrag.
Die Entwicklung auf anderen Märkten gibt der Telekom-Führung
recht. Nach dem Netzausbau sei der Umsatz mit Mobilfunkdiensten um
dreizehn Prozent angezogen, sagte der Chef des australischen
Telekomkonzerns Telstra, Sol Trujillo. Europäische Wettbewerber wie
die Deutsche Telekom oder France Telecom verzeichnen auf ihren
Heimatmärkten Umsatzrückgänge. (APA)