Obwohl in den letzten Tagen bekannt geworden ist, wie tüchtige Niederösterreicher im österreichischen Innenministerium jahrelang ihr Bestes gaben, hat sich ihr Erfinder dazu bisher noch nicht lobend geäußert. Undenkbar, dass das an einem Mangel an Pietät liegt, und nackte Angst vor Mon Chéri kann es auch nicht sein. Erst recht kein Wort dazu in dem Privattalk mit dem - wie man im Weinviertel sagt - First Couple, den die "Madonna" von "Österreich" am Wochenende landesweit publik machte.

Obwohl sich die Interviewerin durchaus bemühte, auch die amtliche Seite des Landeshauptmannes durchscheinen zu lassen. Es heißt, Sie würden mit eiserner Faust regieren, nimmt sie ein über die Grenzen Niederösterreichs hinausschwappendes Gerücht auf - was der kühn als Machtmensch Angesprochene gelassen mit dem Hinweis auf seine geringe Bekanntheit pariert: Wer das sagt, kennt mich nicht.

Man sagt auch, lässt "Madonna" nicht locker, Sie würden keinen Widerspruch dulden und keine Kritik. Wo die Autorität des Landesführers auf dem Spiel steht, gibt es nichts zu bestreiten, da gilt es, Farbe zu bekennen: Manche haben Interesse daran, das überspitzt darzustellen. Jemand, der ein Land führt und die Verantwortung hat, muss auch sagen, wo es langzugehen hat.

Zu Hause steht fest: ,Meine Frau bestimmt.' In seinem ehelichen Harmoniebedürfnis fühlt sich der Landeshauptmann lediglich gestört, wenn sie sagt: ,Nur mit der Ruhe, Pröllchen.' Aber sogleich verrät seine Frau als Rezept für eine langjährige Ehe: Jeder sollte seinen Freiraum haben. Ich könnte mir nicht vorstellen, einen Mann zu haben, der mich ständig kontrolliert. So gut sollte es einmal der niederösterreichischen SP gehen. Aber die lebt auch in Zwangsehe.

Es ist der Freiraum, der die Kategorie der Freizeit bedingt. Ich bin nämlich wirklich eine Leseratte, gesteht Frau Pröll, während er seine rare Freizeit so verbringt: Ich habe einen ganz engen Freund zu Hause, meinen Hund Toby. Mit dem spaziere ich durch die Weingärten. Ich spiele Tennis, gehe Nordic Walken und fahre viel mit dem Rad. Dabei kann ich herrlich entspannen. Daheim arbeite ich im Garten und ordne die Weine im Keller.

Es kann nicht jeder eine Leseratte sein - stellen sich österreichische Politiker den intellektuellen Anforderungen ihres Amtes ohnehin mit auffallender Häufigkeit beim Ordnen der Weine im Keller. Irgendwer muss den Weinen schließlich sagen, wo es langzugehen hat, und wer sollte das besser können, als jemand, der ein Land führt und die Verantwortung hat. Für das Wesentliche sind also doch Sie zuständig? ist die Interviewerin der Wahrheit endlich auf der Spur. Erwin Pröll: Stimmt, das sind die wesentlichen Dinge des Lebens. Das sind die Dinge, die die Welt bewegen.

Also, nur Ruhe, Pröllchen! Wer die wesentlichen Dinge des Lebens so eisern im Griff hat, der wird auch nach dem 9. März die niederösterreichische Welt bewegen.

Diese Woche bestand für "Madonna" auch die letzte Chance, noch herumliegende Trümmer der heurigen Ballsaison medial aufzulesen: Privatmensch Francesca. Die Millionen-Erbin in einem raren Interview über Kunst als Lebensgefühl, Alter und ihr Image als "Party-Königin". Es ist nämlich so: Zuletzt sorgte die Adelige für Schlagzeilen, als sie, körperlich deutlich erschlankt, mit Star-Regisseur Robert Dornhelm innig beim Wiener Philharmonikerball auftrat. Die beiden, so Society-Insider, soll früher mehr als nur reine Freundschaft verbunden haben. Auch kursierten immer wieder hartnäckige Gerüchte, um Francescas Ehe mit Karl Habsburg - am 31. Januar waren die beiden 15 Jahre verheiratet - sei es nicht zum Besten bestellt.

Da kann "Madonna" beruhigen. Seit Karl jedoch 2005 von Anif zu Frau und den Kindern Eleonore, Ferdinand Zvonimir und Gloria nach Wien ins 800-Quadratmeter-Appartement in die Himmelpfortgasse übersiedelte, gilt die Krise als überstanden. Wie philosophierte die Millionenerbin so trefflich über das Phänomen Zeit? Zeit ist lediglich eine vierte Dimension, mit der wir im Einklang stehen sollten!

Ob auch die Krise auf eher spießbürgerlichem Niveau überstanden ist, von der Dichands "Live" erschütternd zu berichten wusste, muss hingegen offen bleiben. Beim Opernball wurde die Journalistin Ro Raftl, Gesellschaftsberichterstatterin des "profil", von Ioan Holender aus dem Teesalon hinauskomplimentiert. Offenbar, weil sie bös über die Frau des Operndirektors geschrieben hat.

Der Teesalon ist der Ort, den man, eine Green Card des Operndirektors vorausgesetzt, betreten darf, um sich gratis am Büffet zu laben und ein bisschen Sekt zu schlürfen. Es half nichts, dass die Gesellschaftsberichterstatterin klarstellte: "Ich habe Holender nicht ans Bein gepinkelt, er hat sich das selber zuzuschreiben." Der hielt nichts von Selbstzuschreibung, fühlte sich stellvertretend für seine Frau befeuchtet, und besann sich auf seine Nebenfunktion als Billeteur mit dem Flammenschwert: Keine Einladung, keine Labung! Die Medien schreien Zensur.

Endlich zeigt die Branche, was in ihr steckt. (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgbe, 12.2.2008)