Havanna/Mexiko-Stadt - Der kubanische Revolutionsführer
Fidel Castro hat den republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber
John McCain der Lüge bezichtigt. Wenn McCain behaupte, während seiner
Gefangenschaft in Vietnam von Kubanern gefoltert worden zu sein, sei
dies eine Lüge und damit "ein Mangel an Ethik", schrieb der
81-Jährige in einem am Montag in den kubanischen Medien
veröffentlichten Kommentar. Der frühere Marinepilot McCain war von
1967 bis 1973 in vietnamesischer Gefangenschaft.
Es sei das erste Mal, dass er sich in einen Wahlkampf um die
Präsidentschaft in den USA einmische, schrieb Castro. "Die
Anschuldigung (McCains) gegen die revolutionären kubanischen
Internationalisten, von denen einer sogar fähig gewesen sein soll,
einen Gefangenen zu Tode zu foltern, entbehrt selbst der geringsten
Ethik."
Mralische Pflicht zur Wahrheit
Die Gebote der Religion, die McCain praktiziere, verböten die
Lüge. "Die Jahre der Gefangenschaft und die Wunden, die Ihnen als
Folge Ihres Angriffs auf Hanoi zugefügt wurden, befreien Sie nicht
von der moralischen Pflicht zur Wahrheit", betonte Castro, der im
Sommer 2006 krankheitsbedingt seinem Bruder Raul die Amtsgeschäfte
als kubanischer Staatschef übertragen hatte.
Als Beispiel dafür, wie Kuba mit Gefangenen umzugehen pflegte,
führte Castro die von den USA 1961 organisierte Invasion in der
Schweinebucht in Kuba an. Damals habe Kuba rund 100 Gefangene
gemacht, von denen aber keiner gefoltert worden sei. (APA/dpa)