"Es ist das gesamte elektromagnetische Spektrum"

US Air Force

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Die Vereinigten Staaten von Amerika rüsten sich für den Cyberwar.

REUTERS/David Mdzinarishvili
"Sagt der Nation, das Zeitalter des Cyberwars ist angebrochen", hämmerte Michael Wynne, seines Zeichens Staatssekretär der US Air Force, in einer wegbereitenden Rede 2005. Die Air Force würde künftig "in der Luft, im All und im Cyberspace" kämpfen.

Und dann, spätestens als im Frühling 2007 russische Hacker für eine Reihe von Denial-of-service-Attacken auf estnische Websites verantwortlich gemacht wurden, äußerte auch der amtierende US-Präsident George W. Bush seine Sorge, die USA könnte der gleichen Gefahr gegenüberstehen. Schlimmer noch, der National Intelligence Direktor Michael McConnel meinte kürzlich, eine gezielte Attacke gegen eine einzige US-Bank könnte verheerendere wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen, als der 11. September.

Die Angst ist groß. Aus der CIA hieß es, eine Übersee-Attacke hätte für Stromausfälle in zahlreichen Städten gesorgt. Manche im Militär glauben gar, chinesische Cyberspione hätten bereits einige "nicht klassifizierte" Computer des Pentagons infiltriert.

Der Weg zum Cyber-Schild

Im September des vergangenen Jahres wurde es dann offiziell: Die USA bekommt ein eigenes "Cyber Kommando". Das insgesamt zehnte in der Geschichte der Air Force. "Unsere Mission ist es den Cyberspace zu kontrollieren, zur Verteidigung und für den Angriff", betont der Drei-Sterne-General Robert Elder im Gespräch mit dem Wired Magazine. Unter einem einheitlichen Kommando wäre man nun agiler, könne rascher reagieren. Die zwei Milliarden Dollar für das erste Jahr könnten besser verwaltet, gezielter eingesetzt werden.

Geht's der Wirtschaft gut...

Um den Gründungsort der geplanten, neuen, angriffssischeren Hauptzentrale streiten sich zurzeit 15 Vertreter von US-Militärortschaften. Man erhofft sich durch die Ansiedelung der Zentrale Arbeitsplätze und einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch das dezentral geführte Kommando könnte für weniger Aufwind sorgen als erhofft, heißt es seitens der Militärs. Zum Einen würden für das neue Kommando Kosteneinsparungen durchgeführt und insgesamt 40.000 Posten bis 2011 gestrichen. Zum Anderen würde diese Cybereinheit aus "Geek-Kriegern" nicht dasselbe weite Ökosystem um sich spannen können, wie klassische Kommandos, die lokale Produktionsstätten anzapfen. In Summe werden nach einem Artikel der Network World etwa 5.000 bis 10.000 Menschen dem Kommando unterstellt. Offiziell wurden bislang lediglich 500 bestätigt.

Totale Kontrolle

Es geht um viel. Jeder Mann und jede Frau würde benötigt. "Es ist das gesamte elektromagnetische Spektrum", erklärt Major General William Lord. "Das Internet ist offensichtlich ein Teil davon, aber das inkludiert genauso auch Mobilfunknetze wie hoch-energetische Mikrowellen und Energie-Komponenten". Eines Tages könnte das Cyber Kommando im Stande sein, feindliche Sicherheits- und Radarsysteme zu unterwandern. "Was wäre, wenn wir einen Feind hinters Licht führen könnten, um ihn aufgrund manipulierter Daten agieren zu lassen? Wir sprechen über die Möglichkeit das Verhalten von Gegnern zu ändern, ohne jegliche kinetische Einwirkung", so Lord.

Überhaupt keine Kontrolle

Wie sehr man allerdings in der Lage wäre Zivilisten vor Cyberattacken zu beschützen, ist fraglich. Die NSA schützt bereits militärische Netzwerke. Auf zivil geführte Netze, wie das Internet, hätte man laut John Pike, Direktor von GlobalSecurity.org, allerdings wenig Einfluss. Die Aufrüstung dürfte schon eher für einen möglichen Krieg gegen China stattfinden...

Auch Maj. Gen. Lord gesteht, dass man aus eigener Kraft nur wenig zum Schutz der Zivilbevölkerung beitragen könne. Die Sorge über Angriffe auf die Wall Street sei groß. Allerdings sei es auch nicht einfach, die Börse von der Zusammenarbeit zu überzeugen.

Feind in den eigenen Reihen

Eine der größten Gefahren ginge nach dem Crew Commander Scott Hinck von den eigenen Reihen aus. Das eigene Netzwerk ist mit über einer Million Air Force-Usern verbunden. Deshalb ist es für alle per Order und durch die Firewall verboten, Dienste wie Hotmail, Gmail, FaceBook oder MySpace zu nutzen. Das Risiko, Schadsoftware über manipulierte Mails oder Links eingeschleust zu bekommen, sei enorm hoch. "Allein in einer Stunde haben wir acht Attacken abwehren müssen". Weiteres Problem seien die Social-Networks. Zu leicht würden hier Informationen und Details freigegeben. "Wir selbst sind unser schlimmster Feind", so Hinck. (zw)