Schwieriges Geschäft
"Das Geschäft mit alten Büchern ist generell schwieriger und der Markt kleiner geworden", sagt Andreas Moser, der ein Antiquariat im ersten Wiener Gemeindebezirk betreibt. "Die gut verdienende Bürgerschicht schrumpft ebenso wie die Größe der Wohnungen. Platz für große Bibliotheken hat heute kaum mehr jemand", begründet Moser den spürbaren Geschäftsrückgang. Zudem habe der rege Handel und die vereinfachte Suche im Internet in den vergangenen Jahren zu einer fast 50-prozentigen Senkung des Durchschnittspreises für antiquarische Bücher geführt.
"Natürlich werden nach wie vor auch sehr hohe Margen mit alten Büchern gemacht, doch das sind meist Einzelfälle", betont Norbert Donhofer, Vorsitzender des Verbandes der Antiquare Österreichs. Ein legendäres Beispiel: der amerikanische Schmuckhändler Joseph A. Freilich. Um alles über die Herkunft seiner Schmuckstücke zu erfahren, kaufte Freilich alle wichtigen Bücher zu den Themen Bergbau, Geologie und Mineralogie auf. Innerhalb von fünf Jahren steckte er mehr als sieben Millionen Dollar (4,8 Mio. Euro) in das Unternehmen. Im Jahr 2000 war sein Wissensdurst gestillt, und er verkaufte die Bibliothek wieder – um fast elf Millionen Dollar. Ein Traum für jeden Aktionär.
Blue Chips und Buch-Blasen
So wie auf der Börse gibt es aber auch am Buchmarkt Blue Chips und "platzende Blasen". Zu den Blue Chips zählen sehr alte Bücher mit Seltenheitswert. So ist die Nachfrage nach Inkunabeln (Druckwerke aus den ersten 50 Jahren nach Erfindung des Buchdruckes im 15. Jh.) nach wie vor ungebrochen. Gut und teuer sind auch Handschriften aus dem Mittelalter, alte Kartenwerke und kunstvoll illustrierte naturwissenschaftliche Bücher. "Da wird allerdings in einer Preisliga gespielt, zu der nur wenige Zutritt haben", sagt Donhofer zum Standard. So hat etwa Bill Gates 1994 das Notizbuch von Leonardo da Vinci um 30 Mio. Dollar ersteigert. Das teuerste Druckwerk der Welt ist derzeit die Gutenberg-Bibel, von der noch ca. 42 Stück im Umlauf sind. Der Preis wird auf 40 bis 50 Mio. Euro geschätzt.
Auch mit moderner Literatur können satte Gewinne erzielt werden: Eine Erstausgabe des ersten Harry-Potter-Bandes wurde in einem texanischen Auktionshaus für 33.460 Dollar verkauft. Ob allerdings Potter auch noch bei den nächsten Generationen so begehrt bleibt, ist fraglich. "Diese Blase wird rasch platzen", vermutet Donhofer. Denn Garantien gebe es auch am Buchmarkt keine.