
Friedrich Strobl: "Regeln dürfen das Wachstum des Marktes nicht behindern."
"Je mehr sich Produkte an eine breite Masse wenden, desto lauter wird der Ruf nach Regularien, sagt Friedrich Strobl, Vorsitzender des Vorstandes vom Zertifikate Forum Austria und Leiter der Abteilung für strukturierte Investments bei der Volksbank. Das sieht offenbar auch die EU-Kommission so, die sich den Markt für strukturierte Investments genauer anschauen will. Um einen ersten Überblick zu bekommen, wurde im Rahmen eines "Call for Evidence" im Jänner ein Fragenkatalog an die Emittenten verschickt, am Ende dieses Prozesses könnte eine EU-Richtlinie stehen.
"Die Regeln der EU dürfen nicht so gestaltet werden, dass das Wachstum des Marktes behindert wird", sagt Strobl zum STANDARD. Daher hat sich das heimische Zertifikate Forum mit den Derivate-Verbänden aus Deutschland, Italien und der Schweiz zusammengeschlossen, um die Interessen der Branche auf europäischer Ebene zu vertreten.
Konkret wollen die Verbände für eine faire Behandlung der Zertifikate – etwa auf steuerlicher Ebene – eintreten und Baustellen wie die derzeitige steuerliche Ungleichbehandlung, etwa von Indexzertifikaten im Vergleich zu Fonds oder ETFs, angehen. Auch das Maß an Transparenz bei Fonds und Zertifikaten soll angepasst werden.
Risikobewertung als Standard
Um strukturierte Investments besser miteinander vergleichen zu können, will Strobl die Risikokennzahl "Value at Risk" (VaR) als Standard einführen. "Damit können Anleger bewerten, wie viel Risiko ihr Portfolio auf aktueller Basis aufweist", erklärt Strobl. Auch verschiedene Assetklassen und Investmentprodukte könnten dadurch besser miteinander verglichen werden.
Bei der VaR-Methode handelt es sich um eine Methode, die aufgrund historischer Daten ermittelt, wie hoch das zukünftige Verlustrisiko eines Investments ist. Das Ergebnis ist eine Zahl, die (in Geldeinheiten) das statistische Verlustrisiko ausweist und so verschiedene Anlageprodukte vergleichbar macht. Strobl: "Der Vorteil bei der Value-at-Risk-Methode ist, dass das Risiko während der gesamten Laufzeit berechnet werden kann und nicht wie bisher nur zum Emissionszeitpunkt beschrieben wird."