Bild nicht mehr verfügbar.

Gewarnt vor dem Generalstreik, haben sich Reisende den Weg zum Airport Athen gleich erspart.

Foto: AP/Thanassis Stavrakis
Athen/Düsseldorf – Weitreichende Streiks haben am Mittwoch große Teile der griechischen Wirtschaft lahmgelegt. Die Gewerkschaften protestierten gegen eine geplante Pensionsreform der konservativen Regierung, konkret gegen die Erhöhung der Rentenbeitragszeit um zwei Jahre. Damit könnten Griechen erst nach 37 Beitragsjahren und frühestens mit 60 Jahren in Pension gehen; bisher müssen sie nur 35 Jahre arbeiten und können mit 58 in Pension gehen. Wegen der Beteiligung der Fluglotsen ging seit Mittwochfrüh in den Flughäfen nichts mehr.

Gestrandete Reisende waren laut Flughafen aber kaum zu sehen, weil die Fluglinien ihre Kunden zuvor informiert hatten. Die Fluglotsen wollten ihre Arbeit erst in der Nacht auf Donnerstag (23 Uhr MEZ) wieder aufnehmen. Am Streik beteiligen sich auch Angestellte staatlich kontrollierter Banken, Staatsbedienstete, Rechtsanwälte, Lehrer und Journalisten. Deshalb gab es am Mittwochmorgen keine Nachrichten im Radio und Fernsehen. Ärzte waren nur für Notfälle aktiv. Bestreikt wurden auch die Fähren – Inseln waren von der Außenwelt abgeschnitten.

Streikdrohungen häufen sich auch in Deutschland. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will den Druck auf die Arbeitgeber im Einzelhandel erhöhen und die in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz laufenden Streikaktionen massiv verstärken. Treffen will man Metro-Konzern, Karstadt-Warenhäuser, Globus, Kaufland und Ikea.

Verschärft hat sich auch der Tarifstreit in der nordwestdeutschen Stahlindustrie: Die IG Metall weitet ihre Warnstreiks massiv aus und bereitet eine Urabstimmung vor. Nach der vierten Verhandlungsrunde kommenden Dienstag gebe es entweder ein Ja zu einem ordentlichen Abschluss oder ein Ja zu Urabstimmung und Streik, sagte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard.

Die Arbeitgeber hatten am Dienstag eine Einkommenssteigerung um 3,5 Prozent bei einer Laufzeit von 16 Monaten geboten – für die IG Metall „noch Meilen von dem entfernt, was den Beschäftigten in dieser ausgezeichneten Branchensituation zusteht“. Sie fordert für die 85.000 Beschäftigten in NRW, Niedersachsen und Bremen ein Plus von acht Prozent, die Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 100 Euro und verkürzte Arbeitszeiten für Ältere.

Keine Einigung gab es bei den Gehaltsverhandlungen zwischen der ungarischen Eisenbahner-Gewerkschaft VDSZSZ und der Staatsbahn MAV. Gewerkschaftschef Istvan Gasko drohte, den Streik am Freitag wieder aufzunehmen, sollten die Arbeitgeber keinerlei Zugeständnissen machen. Außerdem rüstet Gasko für die Übernahme der MAV Cargo durch den ÖBB-Güterverkehr Rail Cargo Austria auf. Das Unternehmen wird einen europäischen Betriebsrat erhalten, die Gewerkschafter wollen ihre Politik grenzüberschreitend koordinieren. "Die Arbeitnehmer dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden", stellte Eisenbahngewerkschaftschef Wilhelm Haberzettl klar. Auch Arbeitsplatzverlagerungen ins billigere Ungar sollen verhindert werden. (dpa, Reuters, chs, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.02.2008)