Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider vom BZÖ will dem Vormarsch des Islam in Kärnten Einhalt gebieten. In der Landesregierung hat man eine Gesetzesvorlage beschlossen, die den Bau von Moscheen und Minaretten in Kärnten praktisch unmöglich machen soll. Die Kärntner ÖVP, besorgt um die Grundwerte des christlichen Abendlandes, die sie selbst nicht mehr lebt, ließ sich willig vor Haiders Karren spannen.

Mithilfe einer „Ortsbild-Sonderkommission“ können in Hinkunft „außergewöhnliche Bauten“, die nicht der Kärntner Bautradition und dem „mitteleuropäischen Kulturkreis“ entsprechen, praktisch verhindert werden. Offenbar weiß man nicht, dass etwa die bosnischen Muslime, heute die überwiegende Gruppe der Muslime in Kärnten, einst eine Elitetruppe in der Armee der Habsburger-Monarchie stellten. Diese Monarchie hat den Islam 1912 als Religionsgemeinschaft anerkannt.

Der erste Anlauf für ein Gesetz scheiterte übrigens aus letzterem Grund an einem explizit formulierten Bauverbot für Moscheen und Minarette. Damit wäre den Muslimen ihr Recht auf Religionsausübung verwehrt worden. Also musste ein anderer Hebel her, eben jene „Sonderkommission“, deren Urteil bindend für die Gemeinden sein soll. Das Gesetz scheint somit wasserdicht. Haiders diffuse Gleichung blieb dieselbe: Muslime sind Fundamentalisten und tragen den Djihad nach Kärnten.

Damit sind sie auch potenzielle Gewalttäter wie jene jugendlichen Tschetschenen (auch sie sind Moslems), die Haider wegen einer Silvesterschlägerei ohne Beweise und unter Missachtung der Unschuldsvermutung samt ihren Familien kurzerhand aus Kärnten abschieben ließ. Doch Haiders Religionskrieg ist gar keiner, gibt es doch laut SPÖ in Kärnten keinen einzigen Antrag auf den Bau einer Moschee – mit oder ohne Minarett. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.2.2008)