Mit Benetton erhält Palmers einen potenten Investor. Vorerst soll es sich um einen reinen Finanzanteil handeln.

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Wien – Palmers holt sich potente Investoren. Der Wäschekonzern hat die Familie Benetton als Geldgeber gewonnen. Sie steigt über ihre Private-Equity-Gesellschaft 21CP ein. Das wurde am Donnerstagabend besiegelt. Konkret erhalten die Italiener im Zuge einer Kapitalerhöhung rund 20 Prozent an der Marylene Holding, erfuhr der Standard. Die Holding ist Alleinaktionär der Palmers Textil AG mit Sitz in Wiener Neudorf. Knapp ein Prozent der Anteile geht an den Franzosen Marc Lefebvre. Er war Miteigentümer und Manager von Eminence, einer Herrenunterwäsche-Kette.

Gemeinsam wird kräftig zugekauft. Palmers übernimmt die französische Dessouskette Lejaby um umgerechnet 45 Mio. Euro. Bezahlt wird in zwei Tranchen. Alle Verträge sind unterzeichnet, im März soll der Kauf vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden unter Dach und Fach sein. Palmers schwingt sich mit Lejaby zu einem der drei größten Anbieter Europas im gehobenen Dessousgeschäft auf. Das Unternehmen ist rentabel, betreibt eine Produktion in Frankreich und setzt mit 900 Mitarbeitern mehr als 80 Mio. Euro um.

Frisches Geld und Know-how

Benetton werde sich dem Vernehmen nach operativ nicht engagieren und Minderheitseigentümer bleiben. Lefebvre will sich mit seinem Know-how vor allem in Frankreich stark einbringen. Beide sind für Palmers-Chef Thomas Weber alte Bekannte. Weber war Chef der Schiesser-Gruppe und holte für deren Beteiligung Eminence Lefebvre als Boss. 21CP wiederum kaufte sich später bei der Kette ein.

In der Marylene Holding GmbH bleiben alle bisherigen Eigentümer investiert. "Unser Engagement ist langfristig, und wir wollen die neu formierte Gruppe weiterentwickeln", bestätigt Norbert Doll, Vorstand des Mittelstandsfinanzierers Lead Equities, der 25,26 Prozent an der Holding hält. Palmers sei mittlerweile operativ gut aufgestellt, habe sich den Respekt des Marktes zurückgeholt und komme auch bei der Expansion im Ausland zügig voran. Palmers-Mehrheitseigentümer ist der deutsche Finanzinvestor Quadriga Capital.

Palmers hat in Österreich turbulente Jahre hinter sich. Nach rasanter Expansion in den 80er- und 90er-Jahren erschütterten den Wäscheriesen ab 2002 Familien- und Eigentümerfehden. Sie gipfelten in einer Teilung des Konzerns und dem Verkauf des Textilgeschäfts an Finanzinvestoren. Palmers leitete eine radikale Schlankeitskur ein und gab seine Beteiligungen, darunter Don Gil, Gazelle und Reiter Schuhe ab. Seit zwei Jahren gibt es wieder Gewinn. Der Umsatz ist im Vorjahr laut Weber im Kerngeschäft auf mehr als 100 Mio. Euro gestiegen.

Wachsende Konkurrenz

Doch das Dessousgeschäft bleibt hart, die Konkurrenz wächst, und der Kampf gegen das verstaubte Image ist noch nicht zu Ende. Der Einstieg der Familie Benetton wird in der Textilbranche begrüßt. "Frisches Kapital schadet nicht", sagt Willi Stift, Bundesgremialvorsteher des Textilhandels und Palmers-Franchisenehmer seit 1936. Benetton habe immer wieder gezeigt, wie es geht, Palmers sei nach Fehlern der Vergangenheit klar auf dem Weg bergauf. Benetton bringe dem Konzern die dringend nötige Auffrischung, sagen andere. Denn Palmers drohe die Überalterung seiner Kundschaft.

Die neue Schwester Lejaby eröffnet den Österreichern neue Märkte in Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Weber bezeichnet den Kauf der Gruppe und den Einstieg der zwei neuen Investoren als "großen Wurf und Riesenchance". Sein Konzern sei künftig in der Lage, Marken europaweit aufzubauen, sagt er dem STANDARD. Lejaby gehörte bisher zur US-Gruppe Warnaco. Das Unternehmen führt keine eigenen Shops, sondern vertreibt seine Dessous über Kaufhäuser und Fachgeschäfte. Produziert wird neben Frankreich mit langjährigen Partnern in Tunesien. 720 der 900 Mitarbeiter arbeiten in Europa, am französischen Management soll nicht gerüttelt werden.

Palmers will sich auch künftig nach möglichen Akquisitionen und Beteiligungen umsehen, ist zu hören. Auch ein Gang an die Börse steht mittelfristig im Raum. Allein die Arbeiterkammer ist auf den Wäschekonzern nicht gut zu sprechen. Denn Palmers forderte im Vorjahr einzelne Mitarbeiterinnen auf, bei gleicher Arbeitszeit auf rund 20 Prozent ihres Gehalts zu verzichten. Andernfalls drohe die Kündigung. Betroffen seien vor allem Beschäftigte über 50. Ein Fall ist beim Wiener Arbeitsgericht anhängig, bestätigt die Kammer. Es geht um eine Kündigung nach 34 Arbeitsjahren, und die Arbeiterkammer ficht sie "wegen Sozialwidrigkeit" an. Am 19. Februar wird verhandelt. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.2.2008)