Wien - Die Austrian Airlines (AUA) als nationale Fluglinie ist auf dem besten Weg, ihr Netz in den Mittleren Osten enger zu knüpfen. Die Chancen für einen Einstieg des saudisch-österreichischen Geschäftsmannes Mohamed Bin Issa Al Jaber stehen "relativ hoch", sagte Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger am Freitag. Knackpunkt bleibe aber der Einstiegskurs der Aktie und die damit verbundene Einflussnahme. "Es ist naiv zu glauben, dass ein Investor nicht in irgendeiner Form mitreden möchte".

Bankenausstieg

Für die einen gilt Al Jaber als Türöffner in neue Märkte. Andere melden gravierende strategische Bedenken an und befürchten eine verwässerte Einfluss-Sphäre. Derzeit hält die Staatsholding ÖIAG 42,75 Prozent an der heimischen Fluglinie, mit einer Kapitalerhöhung könnte deren Anteil auf 35 Prozent schrumpfen. Der Anteil der beteiligten Banken würde sich demnach von derzeit rund zehn Prozent auf sechs Prozent reduzieren.

"Die Banken wollen lieber heute als morgen 'raus", so die Einschätzung des Kleinaktionärsvertreters. Al Jaber könnte den ausstiegswilligen Banken ihre Anteile abkaufen, zusätzliche Anteile könnten dann über eine Kapitalerhöhung unter Ausschluss der Bezugsrechte für Altaktionäre lukriert werden. Mit dem Kauf der Bankenanteile durch Al Jaber würde sich aber die Finanzspritze für die AUA schmälern. Die kolportierte Investitionssumme, die der Geschäftsmann in die Fluglinie stecken will, liegt bei 150 Mio. Euro. Wobei die AUA immer wieder versichert, dass derzeit kein Kapitalbedarf bestehe, da die Sanierung greife.

ÖIAG-Chef Peter Michaelis hat erklärt, für ihn komme es "darauf an, dass die strategischen Interessen der AUA gewahrt bleiben". Das sei aus Sicht der ÖIAG der Fall, wenn sich Al Jaber zu den Expansionsplänen der Airline bekenne.

Kapitalerhöhung

Auch eine andere Variante ist Rasinger zufolge denkbar: Eine Kapitalerhöhung in höherem Ausmaß, wobei der Ausgabepreis so hoch gesetzt werden könnte, dass die Altaktionäre die Finger davon lassen würden. Ein potenzieller Investor könnte aber "bereit sein, mehr zu bezahlen" als den derzeitigen Kurs der AUA-Aktie. Zumindest 7,10 Euro pro Aktie, rund ein Fünftel über dem derzeitigen Kurs, müsste Al Jaber dann wohl schon auf den Tisch legen. Zu diesem finanziellen Zugeständnis soll dieser Medienberichten zufolge auch bereit sein. Er würde auf diese Weise gut 21 Millionen Anteilsscheine erhalten, das sind 20 Prozent der Airline.

Rasinger selbst steht einem Einstieg des Saudis mit österreichischem Pass "reserviert gegenüber". Langfristig sei die AUA mit einem Airline-Partner wie etwa der Lufthansa besser aufgehoben. Mit dem Hereinholen von einem Airline-fremden Investor nebst frischem Kapital würde eine Allianz mit anderen Fluglinien "für mehrere Jahre" verunmöglicht werden.

"Einer von uns"

Er bestreitet jedoch nicht, dass die Einstiegspläne Al Jabers zu Beginn auch bei den Kleinaktionären auf Zuspruch gestoßen sind. Damals sei Al Jaber auch wie "der große Araber" bzw. wie die "Heiligen aus dem Morgenland" vermarktet worden. Von politischer Seite werde hier eine Doppelstrategie gefahren. Zum einen werde der Schutz strategischer Unternehmen vor ausländischen Staatsfonds massiv eingefordert, andererseits kreiere man eine österreichische Variante, die in etwa laute: Al Jaber sei "einer von uns".

Die Aussage des Aktionärsvertreters Rupert-Heinrich Staller, man solle, wenn es es um eine Privatisierung gehe, überlegen die AUA voll zu privatisieren, hält Rasinger für konsequent weitergedacht.

Am 12. März soll der Aufsichtsrat der AUA-Gruppe über den Deal entscheiden. (APA)