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Lebensmittel wurden kräftig teurer.

Foto: APA/Georg Hochmuth

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Wien - Der Preisauftrieb in Österreich, der sich seit August 2008 merklich verstärkt, ist zum Teil "hausgemacht", sagte Direktor Josef Christl von der Österreichischen Nationalbank (OeNB) am Freitag.

Heuer steigt die Inflation voraussichtlich von 2,2 auf 2,8 Prozent, 2009 sollte sich die Teuerung wieder mehr in Richtung 2 Prozent beruhigen, erwartet die OeNB und revidierte ihre Teuerungsprognose damit erneut nach oben. Im Dezember waren die heimischen Notenbanker noch von einem Preisauftrieb von 2,4 Prozent ausgegangen, Anfang Februar von plus 2,6 Prozent. Doch: "Der Peak sollte überschritten sein", räumte die OeNB-Volkswirtin Walpurga Köhler-Töglhofer ein.

Italien ist preisstabiler

"Was uns auch weh tut: Italien ist preisstabiler als wir", so Christl. Denn in Österreich steigen die Preise deutlich rascher als im Euroraum. In puncto Preisstabilität sei Österreich innerhalb eines Jahres (von Dezember 2006 bis Dezember 2007) vom 3. Platz auf den 8. Rang abgerutscht.

In Sachen Inflationsbekämpfung kritisierte die Nationalbank die Wirtschaftspolitiker des Landes. "Das Budgetdefizit ist uns eindeutig zu hoch und wirkt inflationstreibend", vermisst Christl "mehr Ambition" bei der Senkung des Defizits. "Wir sind besorgt, ob die Steuerreform 2010 wirklich leistbar ist - gemessen an diesem Budgetkurs."

Anhebung der Mineralölsteuer

Als "hausgemachte" Inflationsfaktoren nannte die Nationalbank die Anhebung der Mineralölsteuer zur Jahresmitte 2007, die immerhin für rund 2,5 Prozentpunkte des Energiepreisanstiegs und sogar 6 Prozentpunkte der Treibstoffinflation verantwortlich sei. Im Energiesektor brauche Österreich "mehr Transparenz und Wettbewerb", was in weiterer Folge auch niedrigere Preise nach sich ziehen würde. Den Konsumenten rät die OeNB zum Energiesparen.

Der öffentliche Sektor sei im Vorjahr auch mit seinen "überdurchschnittlich starken Gebührenerhöhungen" als Preistreiber tätig gewesen. Die Kosten für Müllabfuhr, Abwasserbeseitigung, Arztrezepte, Post, Bahn, Bus und ORF seien deutlich gestiegen und hätten immerhin 0,33 Prozentpunkte zur Jahresinflation beigetragen. Die Nationalbank rät, "die verschiedenen Gebührenerhöhungen, die schon in der Pipeline sind, auszusetzen". Damit angesprochen sind die geplanten Erhöhungen der Normverbrauchsabgabe (NoVA) im März sowie der Mineralölsteuer im Juli.

Mangelnde Transparenz

Die Experten der Nationalbank halten zudem ein Preismonitoring in den Bereichen Gas/Strom sowie Nahrungsmittel/Handel für sinnvoll. "Wir gehen davon aus, dass es ein Problem mit dem Wettbewerb gibt", präzisierte Köhler-Töglhofer. Der Nachweis, dass Strukturen mit Hilfe von Marktdominanz verletzt würden, sei allerdings schwierig.

Wie berichtet, sind die Energiekosten der Hauptpreistreiber in Österreich. In der zweiten Jahreshälfte 2007 sind sie stärker gestiegen als etwa in Deutschland oder Italien und zum Jahresausklang haben sie rund 1,1 Prozentpunkte zur Inflation beigetragen. Während sich die Energiekosten hierzulande allein im Dezember um 14 Prozent erhöhten, waren es in Deutschland etwas unter 10 Prozent und in Italien nur knapp 7 Prozent.

Ebenfalls stark verteuert haben sich Nahrungsmittel (mit einem Inflationsbeitrag von etwa 0,9 Prozentpunkten) sowie Industriegüter (vor allem Bekleidung und Schuhe) und Dienstleistungen (mit je 0,7 Prozentpunkten). Ende des Jahres 2007 hatte die heimische Teuerungsrate eine laut OeNB "bedenkliche Dynamik" gezeigt und im Dezember mit 3,6 Prozent das höchste Niveau seit 1993 erreicht.

Auch bei den Nahrungsmitteln ortet die OeNB Handlungsbedarf. Denn normalerweise schlagen hier höhere Erzeugerpreise nicht auf die Verbraucherpreise durch - es sei denn der Anstieg ist extrem. So müsste der Getreidepreis um 100 Prozent steigen, um den Brotpreis um drei Prozent zu erhöhen, erläuterte Köhler-Töglhofer.

Dienstleistungen verteuern sich heuer

Für heuer erwartet die OeNB einen weiteren Anstieg der Inflation auf 2,8 Prozent - gegen Jahresende soll sich der Wert allerdings wieder in Richtung Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent bewegen. "Bis zum Jahresende werden die Preise für Energie und Nahrungsmittel zurückkommen", sagte Christl am Freitag und verwies auf die Gegebenheiten auf den Futures-Märkten. Dafür werden Dienstleistungen teurer.

Die ins Haus stehenden Teuerungen im Dienstleistungsbereich sei auf die höheren Lohnstückkosten zurückzuführen, die in diesem Sektor "überwälzt", also an die Konsumenten weitergegeben, werden können. Die Nationalbank wünscht sich nicht nur im Bereich Strom/Gas/Heizöl mehr Transparenz und somit auch mehr Wettbewerb - hierzulande fehle einfach eine klare Trennung von Netzbetreibern und Stromanbietern.

"Auch im Dienstleistungsbereich insgesamt könnte Österreich mehr Konkurrenz vertragen", sagte die Leiterin der Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen in der Nationalbank, Walpurga Köhler-Töglhofer. Sie schlägt vor, die EU-Dienstleistungsrichtlinie rasch umzusetzen. "Das würde mittelfristig einen Beitrag zu einer niedrigeren Inflation liefern", so die Expertin. (APA)