Tröstlich an den vielen uniformen Sendern ist ja doch, dass man durch sie immerhin aus Österreich flüchten kann. Der solide deutsche Fußball etwa - dank der ATV-Livespiele - hat uns von Schwermut befreit, die heimische Versuche, mit dem Ball wenigstens einen Waffenstillstand auszuhandeln, ausgelöst haben.

Auch wenn ein "Seitenblicke"-Lagerkoller droht, angesichts der ewig wiederkehrenden und nun auch in Tanzform daherhüpfenden Gestalten, bietet die weite TV-Welt ausreichend Gelegenheit, seinen Beim-Glamour-dabei-sein-Bedarf zu decken. Wobei: Eigentlich ist das eine Art Selbsterhaltungstrieb, der einen da zur Flucht treibt.

Unlängst bei Puls 4, noch sehr früh, erlitten wir ja einen kleinen Schock. In einer Art Presseschau wurde man mit Nacktfotos einer offenbar Verzweifelten konfrontiert, die man gerne meidet. Da schmeckt dann kein Müsli mehr, also ab zum nachbarlichen Frühstücks-TV, ab zur Berlinale. ARD und ZDF machen das passabel, frech, also nicht so ernst. Sie reden ein paar Takte mit Ben Kingsley, zeigen Patty Smith, wie sie bei der PK singt und interviewen im Vorbeigehen die Stones. Das hat heilende Kraft - wie Herr Obama.

Bei ihm erholt man sich von der heimischen Innenpolitik. Es muss einfach gegenwärtig immer wieder eine Pause vom Wort "Untersuchungsausschuss" und den um das Wort herumschwirrenden Argumenten zu seiner Vermeidung geben. Zwar ist dem Kanzler mit "Ich schließe gar nichts aus und auch gar nichts ein" ein wunderbar konkreter Satz gelungen, aber Obamas Predigten sind nicht zu ersetzen.

Das Problem ist - irgendwann kommt man verwöhnt zurück nach Hause und findet alles (im Vergleich zum internationalen Angebot) noch viel schlimmer. In verbalen Schwitzkästen des Innen- oder Verteidigungsministers denkt man sich nur, kein Wunder, dass der ORF mit uns ein kleines Quotenproblem hat - und will ehebaldigst wieder nichts wie weg. (tos/DER STANDARD; Printausgabe, 16./17.2.2008)