Spitz an der Donau - Die Hinweise auf den Käufer jener Grußkarte, die beim Giftanschlag gegen den Spitzer Bürgermeister Hannes Hirtzberger (VP) verwendet wurde, sind nicht so konkret, wie es Ende in der vergangenen Woche schien. "Die Karte wurde nicht, wie nach Ersteinvernahmen in dem infrage kommenden Geschäft in Krems zu vermuten gewesen war, im heurigen Jahr verkauft", sagte Ernst Schuch vom Landeskriminalamt Niederösterreich Montagnachmittag zum Standard.

Das Durchforsten der Inventurlisten der Shopping-Center-Verkaufsstelle vom heurigen Jänner habe vielmehr "keinerlei Hinweis" auf eine Karte mit putzigen Bären und sinnigen Aufdrucken ("Wollte Dir was Wichtiges sagen. Du bist für mich etwas ganz Besonderes") in den Warenbeständen ergeben. "Die Karte wurde wahrscheinlich 2007 verkauft", schließt Schuch aus diesem Umstand.

Angst vor "Vernaderung"

Viel Hoffnung auf eine konkrete Aussage über diese Transaktion macht sich der Ermittler nicht. Mit zunehmendem Abstand zur Tat - und je personenbezogener die erwarteten Hinweise würden - schlage ihm und seinen Kollegen in Spitz und Umgebung wachsende Ablehnung entgegen: "Die Leute haben große Angst, als Vernaderer dazustehen." In "kleinen Gemeinden" sei das "bei vielen Ermittlungen so".

So behaupte etwa die Filialleiterin des Kremser Papierwarengeschäft steif und fest, dass die Karte nicht aus ihren Beständen kommen könne: Dabei verrate "ein Merkmal" - wahrscheinlich Reste eines Preispickerls - dass sie von dort komme. "Ich kann nur betonen, dass jeder Hinweis von uns streng vertraulich behandelt wird", sagt der Kriminalist. Bisher haben die Polizisten rund 120 Personen befragt.

In Lebensgefahr

Am Sonntag hatten in Spitz zwei Messen für den weiter in Lebensgefahr schwebenden Ortschef stattgefunden. Am Montag befand sich der 56-Jährige den zehnten Tag in Folge in künstlichem Tiefschlaf. Nach dem Verzehr der mit Strychnin vergifteten Mon-Chéri-Praline, die ein Unbekannter auf der Windschutzscheibe seines Autos deponiert hatte, war er wie berichtet zusammengebrochen. Zwar hatte er kurz vorher noch kundtun können, dass er vergiftet worden sei. Doch während der Reanimation dürfte es bei ihm zu Sauerstoffmangel im Gehirn gekommen sein (siehe Wissen: Gefürchtetes Hirnödem).

Hirtzberger aus dem Tiefschlaf aufzuwecken, war auch am Montag nicht geplant. Stattdessen wurde an ihm eine Computertomografie durchgeführt, um den Zustand seines Gehirns diagnostizieren zu können. Die behandelnden Ärzte in der Intensivstation des Landeskrankenhauses Krems ließen wissen, dass "aufgrund der Befunde" auch "kein Zeitplan für eine Aufweckphase existiere. Zu möglichen Folgeschäden wollten sie nichts sagen. (Irene Brickner/DER STANDARD-Printausgabe,19.2.2008)