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Szene vor einem Wahllokal im nordpakistanischen Peshawar nahe der Grenze zu Afghanistan: Ein Polizeioffizier diskutiert mit Wahlhelferinnen über ihre Aufgaben.

Foto: AP/Bangash

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Imran Khan ruft zum Wahlboykott auf: "Die jungen Leute wollten, dass wir kandidieren. Sie sind der alten Gesichter überdrüssig. Sie wollen den Wandel. Aber Wahlen allein bringen noch keine Demokratie."

Foto: AP Photo/Anjum Naveed
Der ehemalige Kricketstar Imran Khan ist einer der schärfsten Kritiker des pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf. Mit seiner "Partei der Gerechtigkeit" boykottiert er die Parlamentswahlen am Montag. Mit ihm sprach Christine Möllhoff.

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STANDARD: Zusammen mit rund 20 anderen Parteien haben Sie die Pakistaner zum Boykott der Wahlen aufgerufen. Schießen Sie sich nicht damit selbst ins politische Abseits?

Khan: Die jungen Leute wollten, dass wir kandidieren. Sie sind der alten Gesichter überdrüssig. Sie wollen den Wandel. Aber Wahlen allein bringen noch keine Demokratie. Diese Wahlen sind weder frei noch fair. Musharraf hat im November die unabhängigen Richter um Iftikhar Chaudhry verfassungswidrig abgesetzt. Sie stehen bis heute unter Hausarrest. Es wird in Pakistan keine fairen und freien Wahlen und keine Demokratie geben, solange es keine unabhängige Justiz gibt. Ich würde meine Grundsätze verraten, wenn wir an der Wahl teilnähmen.

STANDARD: Die beiden größten Oppositionsparteien - die PPP der ermordeten Benazir Bhutto und die PML-N von Nawaz Sharif - treten allerdings an.

Khan: Das ist extremer Opportunismus. Diese Parteien spielen Musharraf in die Hände und zementieren den Status quo. Wenn Asif Ali Zardari (Bhuttos Witwer, Anm.) mit der PPP die Wahlen boykottiert hätte, hätte Musharraf in einer Woche den Hut nehmen müssen. Aber leider hat sich die PPP gegen einen Boykott entschieden, die PML-N folgte. Zardari braucht Musharraf, damit die Anklagen wegen Korruption gegen ihn fallengelassen werden. Das Schicksal der abgesetzten Richter interessiert ihn nicht. Wenn sich Zardari aber auf den von den USA eingefädelten Machtpakt mit Musharraf einlässt, geht er unter. Dann zerbricht die PPP.

STANDARD: Die Opposition beklagt, dass Musharraf mit seiner Partei PML-Q die Wahlen massiv manipuliert.

Khan: Bei allen unseren Wahlen, außer denen von 1970, wurde getrickst. Aber diese Wahlen werden die am stärksten manipulierten in der Geschichte Pakistans sein. Die PML-Q von Musharraf hat keine Wähler mehr. Und der Unmut über Musharraf wächst von Tag zu Tag. Wir erleben täglich Stromausfälle, die Arbeitslosigkeit wächst und die Verbraucherpreise steigen rasant. Musharrafs Popularität ist an einem Tiefpunkt. Daher muss er das Wahlergebnis manipulieren.

STANDARD: Sie haben nicht immer so schlecht über Musharraf geredet.

Khan: Wir haben Musharraf für zweieinhalb Jahre unterstützt und seinen Worten geglaubt, dass er Pakistan echte Demokratie bringen will. Aber er hat uns hinters Licht geführt. Er ist ein schamloser Lügner und ein machthungriger Diktator. (Christine Möllhoff, DER STANDARD, Printausgabe 18.2.2008)