Peking - Der Wirtschaftsboom in China sorgt für einen immer höheren Inflationsdruck im Reich der Mitte. Die Erzeugerpreise seien im Jänner mit 6,1 Prozent so stark gestiegen wie seit drei Jahren nicht mehr, teilte das Statistikamt in Peking am Montag mit. Heftige Schneestürme hatten viele Transporte auf Straßen und Schienen lahmgelegt, so dass sich die Lieferkosten der Firmen für Kohle und Lebensmittel kräftig verteuerten. Nun befürchten Experten, dass die für Dienstag anstehenden Verbraucherpreise eine neue Hiobsbotschaft bringen werden: Sie erwarten, dass die Preise im Jänner trotz staatlicher Eingriffe mit über sieben Prozent so stark angezogen haben wie seit elf Jahren nicht mehr.

Kaum waren die Erzeugerpreise veröffentlicht, stieg die Landeswährung Yuan auf den höchsten Stand zum Dollar seit rund drei Jahren. Devisenhändler gehen davon aus, dass China seine Währung weiter zügig aufwerten muss, um Inflationsdruck abzubauen. Die USA fordern dies seit langem, auch weil sie den Yuan für unterbewertet halten. Zugleich werfen sie China vor, sich damit Vorteile im Exportgeschäft zu verschaffen.

Gedeckelte Preise

Die kommunistische Führung in Peking hat Preise für eine Reihe von Lebensmitteln und Brennstoffen gedeckelt, um den Verbrauchern die Angst vor einer Inflationsspirale zu nehmen. Dennoch sind viele Experten skeptisch, ob dies gelingen kann. "Der Inflationsdruck steigt. Die Inflationserwartungen werden auch immer stärker", warnte Analyst Chen Jijun von Citic Securities in Peking.

Der für China zuständige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Jun Ma, geht davon aus, dass die Verbraucherpreise im März die Acht-Prozent-Marke übersteigen werden. Glenn Maguire von der französischen Großbank Societe Generale in Hongkong ist dennoch optimistisch, dass der Preisdruck schon bald nachlassen wird: "Wenn die winterlichen Lieferschwierigkeiten nachlassen, können die staatlichen Preisdekrete greifen. Dann dürfte es zu einer Stabilisierung kommen."

Für viele Firmen in China wird der Kostendruck allerdings zu einem immer dringenderen Problem: Medienberichten zufolge wandern bereits die ersten Betriebe nach Vietnam ab. Dennoch ist China für ausländische Investoren so attraktiv wie nie zu vor: Die Direktinvestitionen verdoppelten sich im Jänner gegenüber dem Vorjahr auf 11,2 Mrd. Dollar (7,63 Mrd. Euro), wie das Handelsministerium in Peking mitteilte. (APA/Reuters)