Wien - Anleger sollten bei der Gestaltung ihres Aktienportfolios auch an russische Aktien denken, betonte Vorstandsdirektor Gerhard Rehor von der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien (RLB NÖ-Wien) heute, Montag, in einer Pressekonferenz. Die RLB empfiehlt Indexzertifikate und den Raiffeisen-Osteuropa-Aktienfonds, um an der "russischen Erfolgsgeschichte" teilzuhaben. Das wirtschaftliche Aufholpotenzial von Russland sei groß. "Die Präsidentenwahlen in Russland am 2. März 2008 werden an der bestehenden Attraktivität russischer Aktien nichts ändern", so Rehor.

Während das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Österreich bei 195 Mrd. Dollar (132,9 Mrd. Euro) und in den USA bei 11.567,3 Mrd. Dollar liege, habe Russland im vergangenen Jahr den Wert von 979 Mrd. Dollar erreicht. Damit entspricht das russische BIP rund 8,5 Prozent des US-BIP und ist nur fünfmal so groß wie jenes von Österreich.

"Der ehemals politische Wettbewerb zwischen den USA und Russland hat sich auf die wirtschaftliche Ebene verschoben", so Rehor. Denn der Staat Russland hat im Vergleich zu den USA den größeren finanziellen Polster. "In Russland verfügt der Staat über ausreichend Kapital. In den USA drückt die Schuldenlast den Staat", sagte die Leiterin der Volkswirtschaftliche Analyse in der RLB NÖ-Wien, Martina Schweitzer.

Die USA liege derzeit auf Platz 35 der höchst verschuldeten Staaten der Welt. Der neue Präsident der USA wird das Amt mit einem Schuldenberg im Ausmaß von knapp 9,2 Billionen Dollar antreten - das bedeutet: rund 30.000 Dollar Staatsschulden entfallen auf jeden einzelnen der 300 Millionen US-Bürger.

In Russland hingegen sind Staatsschulden Geschichte. 2007 betrug der Staatsüberschuss 98,1 Mrd. Dollar und entsprach damit knapp 10 Prozent des BIP. Dieses Staatsplus stammt zu 49,3 Prozent aus den Erträgen von Öl und Gas, geht aus der Marktanalyse der RLB NÖ-Wien hervor.

Russland im Vorteil

Russland sei als wirtschaftlicher Rivale der USA dank seiner umfangreichen Energieressourcen im Vorteil. Dass Präsident Wladimir Putin auch weiterhin ein bestimmender Machtfaktor in Russland sein wird, wie die meisten politischen Beobachter erwarten, werde für die Wirtschaft als stabilisierender Faktor gewertet.

Für Rehor lässt sich die weiterhin zu erwartende russische Erfolgsgeschichte am Russischen Stabilitätsfonds festmachen. Mit 127 Mrd. Dollar sei dieser seit 2003 bestehende Fonds dotiert und werde auf Sicht der nächsten Jahre - dank hoher Ölpreise - die Staatskasse weiter füllen.

Die Einnahmen stützten nicht nur das russische Pensionssystem, sondern würden auch für strategische Einkäufe verwendet. Damit habe Russland das Potenzial, zukünftig international auf Einkaufstour zu gehen. Russland sei konsequent auf dem Weg, sich innerhalb der Spielregeln der Marktwirtschaft einen immer größeren Einfluss in Europa zu sichern.

Der wirtschaftliche Erfolg von Russland habe nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf den Kapitalmarkt. Österreich profitiere aus dem internationalen Blickwinkel betrachtet von der Wirtschaftsdynamik in Russland. Der Erfolg heimischer Unternehmen im osteuropäischen Markt ist laut RLB "Teil der Erfolgsgeschichte des Börsenplatzes Wien". 80 Prozent der ATX-Unternehmen sind in Mittel- und Osteuropa tätig - von der Erste Bank über OMV und Raiffeisen International bis zu Wienerberger. (APA)