Bild nicht mehr verfügbar.

Frank Appel galt bereits seit Tagen als Kronprinz.

Foto: AP/Hermann J. Knippertz
Bonn - Frank Appel wird neuer Vorstandschef der Deutschen Post. Der Aufsichtsrat habe Appel einstimmig mit sofortiger Wirkung bestellt, sagte Post-Aufsichtsratschef Jürgen Weber nach einer Sitzung des Gremiums am Montagabend in Bonn. Appels Vertrag läuft Konzernangaben zufolge bis 31. Oktober 2012.

Der Vertrag mit Finanzchef John Allan sei um zwei Jahre verlängert worden, sagte Weber. Der neue Post-Chef Appel kündigte an, der Konzern werde mit Hochdruck an Entscheidungen zum US-Geschäft und zur Postbank arbeiten. Appel folgt auf den wegen seiner Steueraffäre zurückgetretenen Vorstandschef Klaus Zumwinkel.

Blitzkarriere

Appel galt über Jahre als Kronprinz von Klaus Zumwinkel, doch mit dem Rücktritt des Post-Chefs rückt Frank Appel nun schneller als erwartet an die Spitze der Deutschen Post. Dort läutet das bisherige Vorstandsmitglied nun einen Generationswechsel nach dem jähen Ende der Ära Zumwinkel ein.

Der 1961 geborene Manager muss auch die Erblasten aus der 18-jährigen Amtszeit seines langjährigen Mentors schultern: Appel muss eine Lösung für das hoch defizitäre US-Expressgeschäft des ehemaligen Staatsmonopolisten finden und über die Zukunft der Postbank entscheiden, um die zahlreiche Konkurrenten heftig buhlen.

Appels Lebenslauf deutete zunächst nicht auf eine Karriere hin, die auf den Chefsessel bei dem Dax-Konzern und weltweit agierenden Logistik-Dienstleister zulief. Appel legte 1989 an der Uni München sein Diplom als Chemiker ab, 1993 folgte eine Promotion als Neurobiologe. Doch dann stieg Appel bei der Wirtschaftsberatungsgesellschaft McKinsey ein, die auch als Kaderschmiede für den Post-Vorstand gilt. Denn neben Zumwinkel sammelten auch Ex-Finanzvorstand Edgar Ernst, Ex-Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann und dessen Nachfolger Wolfgang Klein Erfahrungen bei den Beratern. Im Jahr 2000 wechselte Appel zur Post und rückte bereits zwei Jahre später in den Vorstand ein. Dort häufte er immer mehr Verantwortung an und ist derzeit noch für die wichtige Logistik-Sparte und das internationale Briefgeschäft zuständig. Zudem wirkte Appel maßgeblich an konzernübergreifenden Projekten mit und kennt den gelben Riesen damit bestens.

Routine

Denn der hagere, hoch aufgeschossene Manager ist zuständig für die konzernweite Serviceoffensive "First Choice", die er zuletzt vor Journalisten präsentierte, routiniert und sehr engagiert. Ziel des Programms sei es, über eine höhere Kundenzufriedenheit Wachstum zu generieren, erläuterte er. "Wir wollen mit First Choice schneller wachsen als der Markt." Dass das Programm, in das die Post bisher 25 Mio. Euro investierte, auch Arbeitsplätze kosten könnte, verhehlt er nicht. Mit Appel wird aber nicht nur ein Generationenwechsel im Bonner Konzern eingeläutet. Es heißt aus seinem Umfeld, mit ihm ziehe auch ein anderer Stil in den Post-Tower ein. Während Zumwinkel den "redlichen Kaufmann" gab und einen jovialen Umgangston pflegte, gilt Appel als Mann des offenen Wortes, mit scharfem analytischen Verstand und sozialer Kompetenz, als Teamspieler, der klare Visionen hat und mit Ehrgeiz auf deren Umsetzung hinarbeitet.

Zu Kopf gestiegen ist dem hochgewachsenen Appel sein Erfolg zumindest im Umgang mit Mitarbeitern und Journalisten nicht. Er gibt sich bescheiden, uneitel und legt wenig Wert auf große Dienst-Autos. Appel diskutiert auch gern über Fragen, die nicht unmittelbar mit seinen Aufgaben zu tun haben wie den Klimaschutz oder die Zukunft der Bildung in Deutschland. Gerne verbringt er Zeit mit seiner Frau und den beiden Kindern oder er fährt in den Hügeln über dem Rhein Mountainbike. Auch auf Manager-Spielzeuge wie einen Blackberry oder ständig neue Mobil-Telefone verzichtet Appel. Er telefoniert mit einem in die Jahre gekommenen, verschrammten Handy - denn das sei stabiler als alle Nachfolgemodelle. (APA/Reuters)