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Der Vorstandschef der Bayrischen LB Werner Schmidt erklärte nach einer Krisensitzung seinen Rücktritt.

Foto: APA/EPA/Matthias Schrader
München - Er gilt als Mann der klaren Worte, als "Sturschädel" und "Sanierer". Doch in den vergangenen Wochen war BayernLB-Chef Werner Schmidt abgetaucht und hatte beharrlich geschwiegen - mitten in der schwelenden US-Hypothekenkrise, die Banken auf der ganzen Welt in Mitleidenschaft gezogen hat. Von der Krise sah sich Deutschlands zweitgrößte Landesbank lange nicht betroffen - und wurde dann doch hart getroffen. Die Belastungen summieren sich auf satte 1,9 Mrd. Euro.

Sein Schweigen wurde dem 64-Jährigen nun zum Verhängnis. Er zog sich damit den massiven Zorn von Bayerns Finanzminister Erwin Huber zu. Und als Schmidt sich ausgerechnet dann entschloss, mit ersten Bilanzzahlen an die Öffentlichkeit zu gehen, als Huber im Haushaltsausschuss des bayerischen Landtags deren Existenz bestritt, brachte er das Fass zum Überlaufen. Schmidts Vorgängern wäre das wohl nicht passiert: Er war der erste Mann an der Spitze der BayernLB, der nicht aus der politischen Sphäre kam. Die BayernLB galt deshalb stets als verlängerter Arm der Landesregierung, die 50 Prozent der Anteile hält. Der Rest liegt bei den bayerischen Sparkassen.

"Traumjob"

Mit seinem Taktieren hatte Schmidt CSU-Chef Huber schlecht aussehen lassen, der im Aufsichtsrat der BayernLB sitzt. Gebetsmühlenartig hatte der neue Finanzminister wiederholt, die Bank könne noch keine verlässlichen Zahlen zu den Belastungen nennen. Das weckte bei der Opposition im Landtag den Verdacht, dass der Minister das Problem kleinreden wolle und die Zahlen bis nach den Kommunalwahlen Anfang März unter Verschluss halte. SPD und Grüne forderten sogar Hubers Rücktritt von seinem "Traumjob" - und in der CSU wuchs die Bereitschaft, stattdessen ein Bauernopfer bei der BayernLB zu suchen.

Getroffen hat es schließlich den Vorstandschef selbst. Der ehemalige Leistungsschwimmer hatte noch einen Vertrag bis 2011. Schmidt kam als "Kind" des öffentlich-rechtlichen Bankensektors im Sommer 2001 nach München. Er war schon Chef der Südwestdeutschen Landesbank (SüdwestLB), doch in der fusionierten Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) wäre für ihn zunächst nur ein einfacher Vorstandsposten geblieben.

In München profilierte er sich als Sanierer, der die Kosten drückte und die Bank neu aufstellte. Unter Schmidt wurden das Privatkundengeschäft ausgebaut und mehrere Zukäufe in Angriff genommen. Ende 2006 hatten die Bayern zunächst das Nachsehen bei ihren Plänen in Österreich:

Interesse an Bawag

Im Rennen um die Gewerkschaftsbank Bawag zog die BayernL knapp den Kürzeren gegen den US-Finanzinvestor Cerberus. Damit kam kein Comeback in den Aktionärskreis der einstigen Gewerkschaftsbank.

Dafür sicherte sich Schmidt 2007 überraschend die Mehrheit an der Kärntner Hypo AGroup Alpe Adria. Die Münchner Großbank legte für ihren größten Zukauf gut 1,6 Mrd. Euro auf den Tisch. Schmidt ist seit dem Closing des Kaufs der Aktienmehrheit der Kärntner Hypo im Oktober 2007 auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kärntner Hypo mit Sitz in Klagenfurt.

Ein großer Diplomat ist Schmidt noch nie gewesen. Auch wenn ihn sein starker Dialekt unzweifelhaft als Schwaben ausweist, könnte er durchaus auch als bayerischer Sturschädel durchgehen. Fragesteller raunzte er schon einmal an: "Das ist eine dumme Frage." Und auch von der Politik lässt sich der Bankmanager nur ungern reinreden. Das war von Vorteil, als er in schwierigen Zeiten vor sieben Jahren den Vorstandsvorsitz übernahm. Mit harter Hand sanierte er die Bank, die zuvor unter anderem als größter Kreditgeber des Pleitiers Leo Kirch von sich Reden gemacht hatte. "Damals war er der richtige Mann, um auszumisten", heißt es im Umfeld der Bank. Seine unkonziliante Art habe ihn in der aktuellen Krise aber in Schwierigkeiten gebracht. In schwierigen Zeiten sei eine Landesbank noch immer kaum losgelöst von der Politik zu führen.

Fehlspekulationen

Die Fehlspekulationen bei der BayernLB im Zuge der Finanzmarktturbulenzen führten zwar zu Belastungen von 1,9 Mrd. Euro. Dies wäre nach Einschätzung von Beobachtern aber noch kein Grund für eine Trennung gewesen, denn die BayernLB bewegt sich mit ihren Einbußen unter den großen Kreditinstituten eher im Mittelfeld. Zudem kann das Institut trotz der Belastungen wohl einen operativen Gewinn für 2007 ausweisen. So dürfte zu der Trennung wohl vor allem das geführt haben, was der BayernLB-Aufsichtsratspräsident Siegfried Naser eine "Kommunikationspanne" nannte: Schmidt hatte den bayerischen Finanzminister nicht vorab darüber informiert, dass er mit der Milliardenbelastung an die Öffentlichkeit gehen wollte.

So verteidigte Huber im Landtag noch die offizielle Linie der Bank, das vorerst keine Zahlen genannt werden könnten, als Schmidt schon längst die Strategie gewechselt hatte. Die Folge: Huber stand düpiert da und muss sich seither Rücktrittsforderungen der Opposition erwehren. Somit hat Schmidt dem Finanzminister seine erste große Krise seit der Übernahme des CSU-Vorsitzes im Herbst beschert.

In der Auseinandersetzung mit Erwin Huber traf Schmidt nun auf ein politisches Alphatier. Der Niederbayer Huber sei ein ähnlicher Sturkopf wie Schmidt, sagte ein Finanzexperte der dpa. Der CSU-Chef habe sich nach der öffentlichen Brüskierung gesagt: "Den Schmidt habe ich jetzt auf dem Kieker und der muss weg." Am Dienstag nun schmiss der BayernLB-Chef hin. (APA/Reuters/dpa)