Der Druck der Politik und Konsumentenschützer ist groß. Hofer macht Frischmilch um vier Cent, Butter um zehn Cent günstiger. Rewe und Spar ziehen mit.

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Der Rohstoffmarkt bleibt angespannt. Nach Hofer senken aber auch Spar und Rewe die Milchpreise. Die Molkereien weigern sich, Milch und Butter billiger abzugeben. Die Bauern sind frustriert.

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Wien – In den Milchmarkt kommt Bewegung. Diskonter Hofer hat, wie berichtet, die Ladenpreise gesenkt. Jetzt ziehen Rewe und Spar bei vergleichbaren Produkten ihrer Eigenmarken nach. Beide Handelsriesen gehen wie Hofer bei Butter um zehn Cent nach unten, die Frischmilch wird in ihren Regalen um vier Cent billiger.

"Senkt ein großer Mitbewerber die Preise, dann müssen wir mitgehen", sagt Rewe-Sprecherin Corinna Tinkler. Auch wenn das der Markt eigentlich nicht zulasse. Bei Butter gebe es leichte Entspannung: Der Absatz sei aufgrund der höheren Preise zurückgegangen, viele stiegen auf Margarine um. Doch bei der Milch habe sich auf der Rohstoffseite nichts geändert. Preisverhandlungen mit den Molkereien sind bereits im Gange, heißt es aus beiden Konzernen. „Wir werden die Beschaffungsmärkte hinterfragen“, sagt Tinkler. Die Politik habe bei Rewe aber nicht interveniert. Hofer verzichte derzeit noch auf eigene Margen und habe seine Einkaufspreise nicht verändert, bestätigen Molkereien. Es gehe für den Diskonter um Mehrkosten in Millionenhöhe.

Die Milchverarbeiter machen sich auf harte Verhandlungen gefasst, die hohe Marktkonzentration im Lebensmittelhandel macht es für sie nicht einfacher. "Wir sehen keine Veranlassung, eine Preisdiskussion nach unten loszutreten", sagt Johann Költringer, Geschäftsführer des Molkereiverbands, zum Standard. Es gebe weder in Österreich noch international Entspannung auf den Rohstoffmärkten, die Kosten für Energie, Logistik und Verpackung seien unverändert hoch. Milch sei in Österreich zudem immer noch günstiger als vor dem EU-Beitritt, betont Költringer.

Auch Günther Geiselmayr, Präsident des Verbands und Direktor der Gmundner Milch, ist nicht bereit, die Mehrkosten zu übernehmen. Seine Branche habe schon bisher kaum von den Preiserhöhungen im Handel profitiert. Dass der Milchpreis heuer erneut steigt, glaubt er allerdings nicht.

Die Bauern halten bereits erste Krisensitzungen ab. "Die Politiker profilieren sich, und dafür zahlen müssen wir", klagt Ernst Halbmayr von der IG Milch. Selbst wenn der Handel vorerst auf Spannen verzichte, landeten die Kosten letztlich bei den Landwirten, so Halbmayr weiter. Die Diskussion um die Lebensmittelpreise werde unsachlich geführt, und Hofer sei als Erster in die Knie gegangen. Die IG Milch werde die Preisspirale nach unten nicht akzeptieren, die Bandbreite möglicher Aktionen sei groß.

Laut Statistik Austria stieg das allgemeine Preisniveau zwischen 1995 und 2007 um 25,6 Prozent. Milch verteuerte sich im selben Zeitraum um 24,4 Prozent. Seit Sommer 2007 gab es bei Milch aber einen starken Preisschub. Das Milchgeld an die Bauern stieg von 30 auf brutto 47 Cent. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.02.2008)